Die Auflagen werden zunehmend als zu streng empfunden

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Linz – Je besser Österreich die Ausbreitung des Coronavirus im Griff hat, desto stärker nimmt die Kritik an den Akteuren zu, die die Krise tatsächlich in den Griff bekommen haben. So lässt sich das Ergebnis der jüngsten Umfragewelle des Linzer Market-Instituts zusammenfassen.

Market fragt seit Anfang März wöchentlich 1.000 wahlberechtigte Bürgerinnen und Bürger, wie gut "man Ihrer Meinung nach das Coronavirus in Österreich alles in allem unter Kontrolle" habe. Die Bewertung erfolgt nach Schulnoten von eins ("sehr gut") bis fünf (was einem "gar nicht gut" oder "nicht genügend" entspricht). Hier zeigt sich: In Woche 10 (das war vom 2. bis 8. März) vergaben nur 13 Prozent einen Einser – und das blieb bis in die erste Aprilwoche mit geringen Schwankungen gleich, auch der Anteil der Zweier schwankte nur geringfügig zwischen 36 und 42 Prozent.

In der Woche 15 – das war die Karwoche – begann aber eine Verschiebung: Sowohl die Zahl der "sehr guten" als auch die der "guten" Einschätzungen nahm sprunghaft zu und wuchs bis in diese Woche weiter.

Gute Noten für das Ergebnis

Aktuell sagen 34 Prozent der Befragten, das Virus sei "sehr gut" unter Kontrolle, weitere 46 Prozent meinen, es sei immerhin "gut" unter Kontrolle. "Es geht", also Note 3, sagen 14 Prozent, die Noten vier und fünf vergeben je zwei Prozent.

Besonders viele Einser und Zweier vergeben ÖVP-Anhänger – besonders wenige das politisch derzeit unentschlossene Fünftel der Bevölkerung und die Anhänger von FPÖ und SPÖ. Diese oppositionell orientierten Personen neigen dazu, in der Bewertung der Virus-Beherrschung eher Dreier und Vierer zu vergeben.

Gleichzeitig mit dem gewachsenen Zutrauen in die Beherrschung der Krise sinkt die Zustimmung zu den getroffenen Maßnahmen. Market fragte: "Haben Sie das Gefühl, dass die Maßnahmen, die derzeit in Österreich betreffend das Coronavirus getroffen werden, gerechtfertigt oder übertrieben sind?" Hier gab es anfangs zwischen 89 und 92 Prozent Zustimmung, diese sank ab der Karwoche auf 85 Prozent, blieb dort auch in der Vorwoche und ist in dieser Woche nochmals um (statistisch signifikante) sechs Prozentpunkte auf 79 Prozent gesunken.

Schlechtere Noten für die politischen Akteure

Diese schwächere Zustimmung zu den Maßnahmen geht einher mit einer schwächeren Zustimmung zu den Akteuren in der Krise: Bis in die Karwoche hatte die Bundesregierung von mindestens der Hälfte der Befragten ein "sehr gut" bekommen, nun sind es noch 41 Prozent.

Auch für Kanzler Sebastian Kurz, dem Mitte März noch 61 Prozent attestiert hatten, dass er seine Sache sehr gut mache, ging der Anteil der "Note eins"-Bewertungen auf 47 Prozent zurück. David Pfarrhofer, der Institutsleiter des Market-Instituts, führt diesen Rückgang auf eine Normalisierung der politischen Landschaft und die vermehrte Kritik an Details des Krisenmanagements zurück: "Es gibt jetzt Diskussionen, die es eben vor zwei, drei Wochen noch nicht gegeben hat – das wirkt sich aus. Es werden immer mehr Menschen unsicher – und damit gehen die Werte für die Akteure auch zurück. Das trifft neben Kurz auch alle anderen – inklusive der Opposition."

Sonntagsfrage: 44 Prozent für ÖVP, 20 für SPÖ, 18 Grüne, 10 FPÖ, 7 Neos

Diese profitiert in der aktuellen Sonntagsfrage allerdings nur minimal: "Die ÖVP liegt in unserer Hochrechnung seit drei Wochen konstant bei 44 Prozent, die Grünen bei 18 Prozent. Das ist ein leichter Rückgang um einen Prozentpunkt gegenüber der Vorwoche, aber weiterhin vier Prozentpunkte mehr als bei der letzten Wahl."

Die SPÖ kommt jetzt auf 20 Prozent (einen Prozentpunkt mehr als in der Vorwoche, aber einer weniger als bei der Wahl), die FPÖ rutscht weiter auf zehn Prozent (minus eins gegenüber der Vorwoche, minus sechs gegenüber der Nationalratswahl), und die Neos erfangen sich nach einigen schwächeren Wochen wieder bei sieben Prozent (einen Prozentpunkt unter dem Wahlergebnis). Auch für allfällige andere Parteien ist jetzt wieder Platz, ein Prozent wünscht sich ein anderes Angebot.

Schweden ist kein Vorbild

Was aus der Umfrage auch hervorgeht: Der österreichische Weg wird als besser eingeschätzt als der schwedische. In Sachen Corona-Bekämpfung hat Schweden auf Ausgangssperren und ein generelles Niederfahren der Wirtschaft verzichtet, dafür aber galt der intensive Appell an die persönliche Verantwortung. Konkret gefragt, ob der schwedische Weg der bessere sei, um Corona zu bewältigen, beantworten dies 63 Prozent der Österreicher mit einem klaren Nein. Nur jeder zehnte Befragte meint, es wäre auf jeden Fall besser gewesen, es so zu machen wie die Schweden. (Conrad Seidl, 23.4.2020)