Die irische Billigfluglinie Ryanair legt einen Gang zu und macht Druck auf die Mitarbeiter ihrer Wiener Tochter Laudamotion – und auf die Gewerkschaft.

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Wien – Schlechte Nachrichten gibt es wieder einmal für die in Wien stationierten Piloten und Crews der Laudamotion. Sie haben am Donnerstag ein Schreiben ihrer Chefs Andreas Gruber und David O'Brien bekommen, die ihnen drastische Sparmaßnahmen abverlangen: neuer Kollektivvertrag (KV), neue Dienstpläne. Sollte das so nicht kommen, soll die Airbus-Flotte der Laudamotion aus Wien abgezogen werden, und dann werde es für die Laudamotion-Crews in Wien leider keinen Job mehr geben.

Bei der Wiederaufnahme des Flugbetriebs nach der Corona-Krise werde die Airline in einem völlig anderen Umfeld als zuletzt arbeiten, zumal dann, wenn die AUA mit Staatsgeld unterstützt werden sollte, schreiben die beiden CEOs einleitend. Sie verstünden übrigens nicht, warum die Regierung "unser Steuergeld verwendet, um eine Airline zu unterstützen, die in deutschem Eigentum steht".

Der ungarische Billigflieger Wizzair hat unterdessen angekündigt, ab 1. Mai den Flugbetrieb in Wien wieder aufnehmen zu wollen. Rund 20 Destination sollen angeflogen werden, darunter Mailand, Tel Aviv oder Valencia.

Nur die Fittesten überleben

Überleben in der Airline-Branche würden jedenfalls nur die "Fittesten", also gelte es, die Tochter der irischen Billigfluglinie Ryanair effizienter zu machen, so die Manager sinngemäß und unter Hinweis darauf, dass Laudamotion ja schon vor der Krise Verluste gemacht habe.

Um also überleben zu können, brauche Laudamotion "substanzielle Veränderungen", und zwar bei den Kollektivverträgen und Dienstplänen in Wien.

Sparpaket fürs Fliegen

Was Mutter Ryanair von den rund 300 Mitarbeitern des fliegenden Personals (dazu kommen noch rund 65 Mitarbeiter in den Büros) auf jeden Fall will: verbesserte Dienstpläne von Piloten und Crews im Rhythmus fünf Tage Arbeit, drei Tage frei; verbesserte Entlohnungsschemata, damit die Crews "fürs Fliegen bezahlt werden"; Gehaltskürzungen zwischen durchschnittlich 15 Prozent bei Besserverdienern (Kapitänen) und fünf Prozent (Flugbegleitern); Streichung von Zulagen und das Ende eines Entlohnungsschemas, "das nicht in eine zwei Jahre alte Fluglinie gehört, die Verluste schreibt". Dann wäre da noch das Ende aller Zulagen und Ansprüche, die noch aus der Niki-Zeit stammen, Abschaffung von Mindestgehältern, die über dem Basisgehalt liegen sowie ganz generell die Entfernung "jeglicher Ineffizienz," die bewirke, dass Laudamotion in Wien Geld verliert.

Nur ein Beispiel dafür, was das für einen Flugbegleiter bedeuten würde: Das Mindestmonatsgehalt von derzeit 1.198,47 Euro brutto soll wegfallen und das Basismonatsgehalt (ohne Flugdienst) von 770,63 um fünf Prozent gekürzt werden.

Drei Wochen Zeit

Diese Vorgaben der Geschäftsführung für neuen KV und neue Dienstpläne will Laudamotion dieser Tage der Gewerkschaft Vida zukommen lassen wird – und danach muss alles schnell gehen, wenn es nach den Geschäftsführern geht. Sie wollen, dass die Vereinbarung bis 21. Mai steht. Und wenn nicht? Dann sind die Jobs in Wien weg.

Die Airline-Industrie ist durch Corona im Umbruch. Aber soll der Staat große Airlines wie die AUA jetzt retten – und wenn, wie? Darüber diskutierten bei "Der STANDARD mitreden" unter anderem Umweltministerin Leonore Gewessler und Ex-Infrastrukturminister und FPÖ-Chef Norbert Hofer.
DER STANDARD

In dem Brief heißt das so: Dann werde Laudamotion die "schmerzhafte Entscheidung treffen müssen", seine A320-Niederlassung in Wien per Ende Mai zuzusperren. Die Airbusflotte werde dann anderswo in Europa stationiert, und Laudamotion und ihre Crews würden während des Winterflugplans eben anderen Gruppen-Airlines zuarbeiten ("Wet-Lease"). Flüge aus Wien werde es aber trotzdem weiterhin geben, die würden dann aber die drei Boeings 737 der Ryanair übernehmen, Flüge nach Wien würden von Boeings 737 übernommen werden, die außerhalb Österreichs stationiert sind.

Druck auf Mitarbeiter und Gewerkschaft

Die konkrete Ankündigung der Laudamotion-Chefs im Brief an die Mitarbeiter: Könne man den "desaströsen und ineffizienten KV" nicht mit Zustimmung der Piloten, Crews und Gewerkschaft Vida reformieren, müsse man die Airbus-Niederlassung Wien ab 30. Mai zusperren. Airbus-Piloten und Kabinenpersonal werde man kündigen, die Kurzarbeit beenden. (Anmerkung: Eigentlich sieht das Gesetz nach Ende der Kurzarbeit eine einmonatige Kündigungssperre vor.) Kurzum, so die Laudamotion-Chefs an ihre Crews: "Wenn Sie Ihre Gewerkschaft nicht dazu anweisen wollen, diese sinnvollen Gehalts- und Produktivitätsreformen zu akzeptieren, wird es leider keine Jobs in Wien für Lauda-Crews geben."

In Kraft treten sollen die neuen Rahmenbedingungen übrigens am 1. Juli. (Renate Graber, 24.4.2020)