Die meisten wünschen sich derzeit eher mehr als weniger Platz zum Wohnen. Aber es geht auch anders. Die Tiny-House-Bewegung, einst aus wirtschaftlicher Notwendigkeit in den USA entstanden, hat auch in Österreich vereinzelt Fuß gefasst. In Zeiten von Corona wird diese Wohnform aber auf eine harte Belastungsprobe gestellt. Oder?

Sabine Bennett wohnt mit ihrem Mann und ihrer Hündin in der Nähe von St. Pölten in einem Tiny House auf 26 Quadratmetern. Lagerkoller verspürt sie keinen, wie sie im Gespräch mit dem STANDARD berichtet. Viel habe sich durch Corona im Wohnalltag ohnehin nicht geändert. Zu Hause sei man jetzt halt mehr: Ihr Mann sitzt im Homeoffice, sie näht Mund-Nasen-Schutzmasken für Bekannte. "Das funktioniert auf dem engen Raum gut", sagt Bennett. Auch Platz zum Lagern gebe es genug.

Die Familie Bennett ist mit ihrem Tiny House noch auf der Suche nach einem dauerhaften Standort.
Foto: Bennett

"Vom Tiny House sind wir nach wie vor überzeugt", stellt Bennett klar. Kleinere Makel ihres Zuhauses hätten sich schon vor der Krise offenbart. Eine Balkontür, zum Beispiel, die rückblickend nicht nötig gewesen wäre. "Es ist nicht alles perfekt, aber man muss es auch nicht auf die Sekunde verändern", sagt Bennett, die für ihr Zuhause gerade noch auf der Suche nach einem dauerhaften Stellplatz ist.

Auch Johanna Nimmervoll, die in einem Tiny House mit 18 Quadratmetern in Bayern lebt, ist von der Wohnform trotz und sogar wegen Corona überzeugt. "Ich erlebe mein Wohnen jetzt noch einmal von einer neuen Seite", sagt sie. Auch weil sie zu Beginn der Ausgangsbeschränkungen in Quarantäne geschickt wurde und sie ihr Minihaus vorübergehend auch als Homeoffice nutzen und mit ihrem Freund teilen musste.

Johanna Nimmervoll und ihr Tiny House.
Foto: Nimmervoll

Ein großer Pluspunkt ist für Nimmervoll die Nähe zur Natur. "In der Früh zwitschern jetzt immer schon die Vögel, und alles ist hell", erzählt sie. "Dann mache ich die Türen auf und setze mich mit meinem Kaffee vor das Haus. Für mich ist das der perfekte Start in den Tag."

Autark in der Krise

Auch Theresa Steininger, die mit ihrem Unternehmen Wohnwagon Tiny Häuser herstellt, betont, dass die Nähe zur Natur den Wohnraum gewaltig erweitert. Sie bemerkt seit Beginn der Corona-Krise sogar vermehrt Anfragen von Interessenten. "Autarkie ist ein Thema, das gerade ziemlich Fahrt aufnimmt", erzählt sie.

Ein Tiny House von Wohnwagon.
Foto: Wohnwagon

Noch einen Vorteil sieht Steininger aktuell für Menschen, die an Wohnen auf wenig Platz gewöhnt sind: "Wie man mit Konflikten zu Hause umgeht, weiß man schon aus normaleren Zeiten." Andere müssen das auf deutlich mehr Quadratmetern jetzt erst erlernen. (Franziska Zoidl, 25.4.2020)