Fleisch verbilligt sich. Das liegt jedoch nicht nur an der Gastronomie, die als Großabnehmer auslässt.

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Bonn/Wien – Die Gastronomie, große Kantinen und Catering-Dienste sind geschlossen. Das schlägt auf viele Erzeugerpreise für Lebensmittel durch. Bei Fleisch sind sie in Deutschland und Österreich derzeit deutlich im Sinkflug. Der Molkereimarkt hingegen ist zweigeteilt: Milchverarbeiter, die den Lebensmitteleinzelhandel bedienen, sind gut im Geschäft. Wer an Großverbraucher liefert, steht jedoch erheblich unter Druck.

Bei den Konsumenten werden die Preisverwerfungen, unter denen viele Bauern leiden, wohl erst zeitverzögert ankommen: In Deutschland lagen die Verbraucherpreise für frische Nahrungsmittel im April sogar fast zehn Prozent über dem Vorjahresniveau, erhob die Agrarmarkt-Informationsgesellschaft in Bonn.

Viele Einflussfaktoren

Dass Konsumenten für einzelne Lebensmittel aktuell mehr bezahlen als vor einem Jahr, ist aber nicht per se Corona geschuldet. Bei Äpfeln etwa fiel die Ernte im vergangenen Herbst mager aus, die Engpässe wirken bis heute nach. Bei Schweinefleisch spielt die weltweite Nachfrage eine Rolle. Die Schweinepest in China sorgte über Monate dafür, dass große Mengen an Fleisch gen Asien exportiert wurden, was den Markt in Europa verknappte.

Was Milch betrifft, so sei die Zweiteilung der Branche extrem, sagt Frank Feuerriegel, Chef der Landesvereinigung der Milchwirtschaft Niedersachsen. Für die Molkereien, die Großverbraucher versorgten, sei der Absatz quasi von einem auf den anderen Tag weggebrochen. Darunter litten auch Landwirte, die mit diesen Molkereien Verträge haben. Wer mit Supermärkten im Geschäft ist, erlebt hingegen Aufwind.

Ungeliebtes Rind in der Küche

Auf Rindfleisch schlägt der fehlende Absatzmarkt für Restaurants und Kantinen durch. Das wichtige Ostergeschäft und Feiern wie Hochzeiten, Kommunion oder Firmung fehlen – damit auch die Nachfrage nach Rinderfilet oder Roastbeef. Auch Österreichs Haushalte trauen sich in den eigenen Küchen nur bedingt Rezepte mit Rindfleisch zu. Die Folge: Mäster bleiben auf den Kälbern sitzen, die Preise verfallen.

Bei Schweinernem hatte die hohe Nachfrage aus China den Mästern zuletzt hohe Erzeugerpreise beschert. Dann kam Corona – und der Asien-Export ins Stocken. Mittlerweile läuft das China-Geschäft langsam wieder an.

Weniger Gemüse aus Spanien

Österreichs Schweinebörse zufolge steuern die Preise für Landwirte derzeit eine Talsohle an. Zum einem liege das am Stillstand des öffentlichen Konsums außer Haus. Zum anderen drängten US-Produzenten wegen des dortigen Stillstands mit Kampfpreisen gen Asien.

Bei Gemüse wiederum verbuchten deutsche Produzenten im April einen Preisaufschlag von 27 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Dafür verantwortlich sei vor allem Kohlgemüse wie Brokkoli oder Karfiol, das zu dieser Jahreszeit in Frankreich und Spanien geerntet werde, sagen Experten. Sie vermuten, dass hinter der Preissteigerung ein Mangel an Erntehelfern im Zuge der Reisebeschränkungen stecken könnte. (APA, vk, 26.4.2020)