Eingeschränkte Aussichten: Über das Ausmaß der Corona-Krise herrscht auch in der Baubranche Unsicherheit.

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Wien – Der börsennotierte Baukonzern Porr hat im abgelaufenen Geschäftsjahr beim Gewinn deutlich abgebaut. Das Konzernergebnis brach 2019 gegenüber dem Jahr davor von 66 auf 28 Millionen Euro um 58 Prozent ein. Der Gewinn je Aktie sank um 74 Prozent auf 0,5 Euro. Die Produktionsleistung entwickelte sich mit rund 5,6 Milliarden Euro stabil, teile das Unternehmen Montagfrüh mit.

Der Gewinn vor Steuern ging von 88 auf 37 Millionen Euro massiv nach unten. Grund dafür seien Einmaleffekte wie "der einmalige negative Ergebnisbeitrag eines Projekts in Norwegen sowie ein hoher Preis- und Margendruck in Polen", so die Begründung des Managements. Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen verbesserte sich das Ergebnis (Ebitda) im Jahresabstand geringfügig um 1,3 Prozent auf 222 Millionen Euro.

Der Auftragseingang blieb den Angaben zufolge mit 7,1 Milliarden Euro nahezu unverändert. Um 12,5 Prozent deutlich zurückgegangen ist 2019 hingegen der Ordereingang – von 6,3 Milliarden auf 5,5 Milliarden Euro.

Keine Dividende

Die Dividende wird gestrichen – allerdings nicht wegen des massiven Gewinneinbruchs, sondern angesichts der Corona-Krise, die im März einsetzte und auch die Porr dazu veranlasste, staatliche Hilfe in Form des Kurzarbeitsmodells in Anspruch zu nehmen. Der Entfall der Gewinnausschüttung werde der Hauptversammlung "als Vorsichtsmaßnahme im Hinblick auf die Covid-19-Pandemie" sowie "aus Solidarität gegenüber allen Stakeholdern der Porr" vorgeschlagen.

Es bestehe derzeit eine "hohe Unsicherheit bezüglich des tatsächlichen Ausmaßes der Corona-Krise und der wirtschaftlichen Implikationen aus dem Shutdown". Eine seriöse Bewertung und Anpassung der im März kommunizierten Unternehmensziele für das Jahr 2020 sei daher "zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich".

Weltweit beschäftigte Österreichs zweitgrößter Baukonzern hinter der Strabag im vergangenen Jahr 19.828 Mitarbeiter – das waren um 4,3 Prozent mehr als 2018.

Gut gerüstet

Trotz eines herben Gewinneinbruchs im abgelaufenen Geschäftsjahr sieht sich der 150 Jahre alte Baukonzern aber gut für die Zukunft gerüstet. Die Bauindustrie werde von der Corona-Krise profitieren, erwartet CEO Karl-Heinz Strauss. "Es wird Konjunkturprogramme geben", sagte der Vorstandschef am Montag. Der Branche spiele auch die Digitalisierung in die Hände.

Die Porr habe seit Ausbruch der Krise im März mehr oder weniger durchgearbeitet. In Österreich waren laut Strauss 14 Tage bis drei Wochen lang 80 Prozent der Baustellen stillgelegt. "Wir arbeiten heute wieder mit 80 Prozent der Leistung, in Österreich derzeit bei 90 und bald wieder bei 100 Prozent", berichtete der Konzernchef. Alles unter Einhaltung der neuen Hygienevorschriften, wie Strauss betonte.

In Österreich hat die Porr über 9.000 Mitarbeiter auf Kurzarbeit geschickt. Die Reisebeschränkungen für die Mitarbeiter, auch die Arbeitskräfte aus Osteuropa, seien mittlerweile schon wieder aufgehoben worden. "Die Bauarbeiter sind schon alle wieder da, arbeiten alle wieder voll", so der CEO. Der Konzern beschäftigte 2019 im Schnitt gut 19.800 Arbeitnehmer.

"Wendepunkt in der Geschichte"

"Wir sind alle sehr betroffen vom Ausmaß und der Intensität der Krise mit Covid-19", sagte der Porr-Chef. "Viele glauben, dass das ein Wendepunkt in unserer Geschichte sein wird – ich glaube, es wird ein Beschleuniger sein." Die Welt werde weiter wirtschaftlich globalisiert, politisch fragmentiert und technologisch digitalisiert werden. "Die Krise zeigt uns eine Welt des Streamings, des Onlinehandels und der virtuellen Meetingräume." Dahin führe nun verstärkt der Weg.

Der Schaden, der in Europa und insbesondere auch in Österreich durch das Coronavirus angerichtet wurde, "ist ja schon da". Die Arbeitslosenquote sei hoch und werde weiter steigen. "Ob das in manchen Ländern zu Finanzkrisen führen wird, wird man sehen."

Die Porr sieht sich aber für den weiteren Verlauf der Corona-Krise "gut gerüstet" – neben der Aussicht auf die Konjunkturpakete und der zunehmenden Digitalisierung stimmt auch der gut gefüllte Orderpolster von gut sieben Milliarden Euro optimistisch. "Unser hoher Auftragsbestand ist ein gutes Fundament", sagte Strauss. (APA, 27.4.2020)