Seit Jahren ein politisch heißes Eisen: die Sonntagsöffnung im Handel.

Foto: APA

Wien – Der Vorstoß mehrerer Einkaufszentren-Betreiber für verkaufsoffene Sonntage nach dem Shutdown des Handels stößt bei den Sozialpartnern auf wenig Gegenliebe. Von der Gewerkschaft kommt eine klare Absage. Die Wirtschaftskammer diskutierte das Thema intern vergangenen Freitag, kam jedoch zu dem Schluss, dass eine Liberalisierung derzeit wirtschaftlich unvernünftig wäre.

Peter Schaider, Chef des Wiener Auhofcenters, wünscht sich, wie berichtet, zehn verkaufsoffene Sonntage im Jahr – zumindest für zwei Jahre. Ziel sei, damit zumindest einen Teil der durch die Corona-Krise verlorenen Umsätze wettzumachen. Richard Lugner, Gründer der Lugner-City, drängt auf einen offenen Sonntag im Monat. Man dürfe das Feld nicht länger den Onlineriesen überlassen, so sein Appell. Auch die Spar-Gruppe macht sich für eine Sonntagsöffnung ihrer Einkaufscenter stark.

"An Interessen des Handels vorbei"

Barbara Teiber, Chefin der Gewerkschaft der Privatangestellten, versteht im Gespräch mit dem STANDARD das Ansinnen der Einkaufscenter-Betreiber. "Für sie fallen ja keine zusätzlichen Lohnkosten an, sie sind vielmehr am Umsatz beteiligt." Jetzt nach der Sonntagsöffnung zu rufen führt aus ihrer Sicht aber völlig an den Interessen des Handels vorbei.

Konsumenten seien in Kurzarbeit oder arbeitslos. Es werde daher weniger Geld in den Handel fließen, längere Öffungszeiten erübrigten sich damit, sagt sie. "Wer dem Handel helfen will, soll lieber die Arbeitslosigkeit bekämpfen."

Mit dem offenen Sonntag werde vor allem der Tourismus bedient, das sei vorerst hinfällig, heißt es aus der Wirtschaftskammer. Umsätze würden sich lediglich verschieben, die Kosten stünden aufgrund der doppelten Löhne in keiner Relation zum Nutzen, betont Peter Buchmüller, Obmann der Bundessparte Handel, auf Anfrage. "Natürlich ließen sich sonntags Umsätze lukrieren, aber zu einem zu hohen Preis." Jetzt brauche es einmal die Rückkehr zur Normalität.

Keine Entscheidung über Ladenschluss im Mai

Nach wie vor nicht entschieden ist, wann Österreichs Handel ab Mai abends zusperren muss. Gewerkschafterin Teiber appelliert daran, es vorerst bei 19 Uhr zu belassen. Die Rückkehr zu 21 Uhr sei erst sinnvoll, wenn alle Schulen wieder geöffnet seien. Buchmüller wünscht sich bereits ab 2. Mai die bis zum Shutdown üblichen Öffnungszeiten. Der Großteil der Geschäfte schließe ohnehin zwischen 18 und 19.30 Uhr, sagt er. Nur wenige reizten den Rahmen bis 21 Uhr aus.

Hinter den Kulissen versuchen einige kleine Händler das Verkaufsverbot am Sonntag auch in Corona-Zeiten zu umgehen. Die Gruppe Sofortmaßnahmen der Stadt Wien führte mit dem Marktamt Schwerpunktkontrollen bei Betrieben durch. Von 110 Anzeigen betraf fast die Hälfte das Öffnungszeitengesetz. (Verena Kainrath, 27.4.2020)