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In seiner Zeit als Gesundheitsminister hat Tedros das System Äthiopiens reformiert.

Foto: REUTERS/Denis Balibouse/File Photo

Eigentlich wollte der Äthiopier Tedros Adhanom Ghebreyesus in seiner Zeit als Chef der Weltgesundheitsbehörde (WHO) dafür bekannt sein, dass er sich dem Kampf gegen Krankheiten verschrieben hat, die jährlich Millionen Menschen töten, obwohl sie längst vermeidbar wären – Malaria, Masern, Lungenentzündung bei Kindern oder HIV/Aids. Seine vergangenen zweieinhalb Jahre als Generaldirektor standen aber vor allem im Zeichen neuartiger Gefahren, des Ebola-Ausbruchs in der Demokratischen Republik Kongo und nun der Covid-19-Pandemie.

Es ist ein Kindheitserlebnis, das Tedros bis heute prägt. Die Geschichte über sein siebenjähriges Selbst, das mit dem Tod des jüngeren Bruders konfrontiert war, erzählt er immer dann, wenn er nach seiner Motivation gefragt wird. Sein vierjähriger Bruder sei an einer Krankheit gestorben, die in einem Land mit besserem Gesundheitssystem heilbar gewesen wäre. Es waren die Masern, wie Tedros während des Studiums feststellte.

Gesundheitsminister und Reformer

Der heute 55-jährige Tedros, der verheiratet und fünffacher Vater ist, wurde in Asmara geboren, in jener Stadt, die zur Hauptstadt Eritreas wurde, nachdem sich der Staat 1991 von Äthiopien losgelöst hatte. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er im Norden Äthiopiens. Später schloss er sich der Tigray People’s Liberation Front (TPLF) an, einer jener Gruppen, die den Sturz des Diktators Mengistu Haile Mariam unterstützten.

Im Jahr 2005 wurde Tedros Gesundheitsminister Äthiopiens und reformierte das System. Unter seiner Führung wurden tausende Gesundheitszentren eröffnet, zehntausende Fachkräfte angestellt und die Zahl der medizinischen Fakultäten im Land von drei auf 33 erhöht. Die Sterblichkeitsrate mancher Erkrankungen sank um bis zu 90 Prozent.

Vertuschte Cholera-Ausbrüche

Doch bei all dem Lob für seine Errungenschaften muss sich Tedros auch Kritik gefallen lassen. So sollen während seiner Zeit als Gesundheitsminister Journalisten davon abgehalten worden sein, über Cholera-Ausbrüche zu berichten. Während er von 2012 bis 2016 Außenminister unter Premier Hailemariam Desalegn war, wurden Demonstrationen gewaltsam niedergeschlagen. Tedros bestreitet, damit etwas zu tun gehabt zu haben.

Auch die Kritik, dass er sich von Chinas Präsidenten Xi Jinping unter Druck setzen lasse, will Tedros nicht hören. Taiwan wirft der WHO vor, der chinesischen Provinz, die um Unabhängigkeit kämpft, wichtige Informationen vorzuenthalten. (Bianca Blei, 28.4.2020)