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Der Boom der Videochat-Apps scheint unaufhaltbar.

Foto: Ben Dorger / AP

Videochat-Tools sind derzeit so gefragt wie noch nie. Die Corona-Krise hat die Nachfrage nach entsprechenden Programmen regelrecht explodieren lassen, viele Anbieter verzeichneten in den vergangenen Wochen eine Vervielfachung ihrer Nutzung. Das Angebot ist breit, die richtige Wahl zu treffen ist insofern gar nicht so leicht. Der Softwarehersteller Mozilla will nun eine kleine Hilfestellung in diese Richtung geben und hat die beliebtesten Tools in Hinblick auf Sicherheit und Privatsphäre unter die Lupe genommen.

Mindestanspruch

Die erfreuliche Nachricht gleich ganz am Anfang: Die meisten der 15 getesteten Tools erfüllen zumindest die Minimalstandards in Hinblick auf die Sicherheit in vollem Umfang. Lediglich drei fallen in dieser Hinsicht durch. Konkret handelt es sich dabei um Houseparty, Discord und Doxy.me. So kritisiert man etwa bei Houseparty, dass sich auch sehr schwache Passwörter für Chats setzen lassen, wodurch kein effektiver Schutz gegeben sei. Auch in Hinblick auf die Privatsphäre muss sich die beliebte App Kritik gefallen lassen: Houseparty würde jede Menge Daten über seine Nutzer sammeln und auch mit Dritten teilen. Zumindest würde man darüber aber offen in der Privacy Policy informieren.

Gute Noten für Zoom

Gut schneiden hingegen in der Analyse auch so manche Programme ab, die zuletzt viel kritisiert wurden. So bekommt Zoom fünf von fünf Punkten bei den Mindestsicherheitsstandards. Allerdings betont Mozilla, dass hier wirklich nur das Minimum abgefragt wird. Ob eine App etwa Ende-zu-Ende-Verschlüsselung anbietet oder nicht, spielt für die Wertung keine Rolle – mag in der Entscheidung mancher aber relevant sein. Insofern lohne es sich, auch die Details zu den Bewertungen durchzulesen. Sehr gute Noten gibt es auch für die Google-Lösungen Meet und Duo sowie für Signal aber auch Jitsi, Bluejeans und sogar Skype.

Alles relativ

Im Endeffekt komme die Wahl des Tools aber immer auch darauf an, vor welchen Risiken man sich schützen wolle, betont Mozilla. So biete etwa Facebook bei Whatsapp Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, trotzdem würden über die Nutzer viele Daten gesammelt. Zudem sei die Plattform für die Verbreitung von Fake-News bekannt. Auf Discord wiederum würden auch viele Kanäle betrieben, die Hassnachrichten verbreiten. Außerdem sammle der Hersteller auch äußerst viele Daten über seine Nutzer.

Vielfalt

Trotzdem zeigt sich Mozilla mit dem Ergebnis der eigenen Untersuchung durchaus zufrieden. Videochat-Apps seien ein Bereich, in dem sich die Vorteile eines starken Wettbewerbs gut zeigen würden. So sei nicht nur das Sicherheitsniveau generell sehr hoch. Werden Defizite bekannt, stünden die Hersteller unter einem großen Druck, rasch zu reagieren – wie sich etwa an der aktuellen Diskussion rund um Zoom zeige. Und auch neue Funktionen würden sich rasch bei allen Anbietern verbreiten. (apo, 28.4.2020)