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Lahmer Kranich: Die Flotte der Lufthansa pickt am Boden fest

Foto: REUTERS/RALPH ORLOWSKI

Nach oben – dies war die Richtung des Lufthansa-Aktienkurses am Dienstagmorgen. Da war bekannt geworden, dass der deutsche Staat der in der Corona-Krise schwer angeschlagenen Airline mit neun Milliarden Euro unter die Flügel greifen wolle. Derzeit verliert sie eine Million Euro pro Stunde.

Im Gegenzug solle der Bund als neuer Anteilseigner eine Sperrminorität und ein bis zwei Aufsichtsratsmandate bei der Fluglinie erhalten, diese müssten aber nicht durch Beamte oder Politiker besetzt werden. Doch wenig später wurde die Einigung sowohl aus Kreisen der Lufthansa als auch aus Regierungskreisen dementiert. Es hieß, die Verhandlungen seien noch nicht beendet, möglicherweise werde dies erst nächste Woche der Fall sein.

Lufthansa fürchtet Mitsprache

Lufthansa-Chef Carsten Spohr wehrt sich vehement gegen zu großen staatlichen Einfluss, der bei Hilfen des Bundes droht. "Wenn die Bundesrepublik zu große Einflussnahme auf operative Geschäftsaufgaben nehmen wollte, fordert das vielleicht die österreichische Regierung ebenso ein, dann möglicherweise auch die Schweiz, Belgien, Bayern oder Hessen", sagt er in der Zeit. Es dürfe aber keine "politisch verordnete Frage werden, ob wir von München oder von Zürich aus nach Osaka fliegen".

Daher steht nun auch eine Insolvenz in Eigenverwaltung im Raum – diese hat Spohr laut Gewerkschaftsangaben ins Spiel gebracht, sollte der Staat zu viel mitreden wollen. Ein Lufthansa-Sprecher bestätigte, dass man alle Optionen prüfe, auch die eines Schutzschirmverfahrens.

Dabei würde das Unternehmen unter die Aufsicht eines Sachwalters gestellt und könnte unter dem bisherigen Management die Sanierung angehen. Während Politiker der Union sich für eine stille Staatsbeteiligung aussprechen, fordert die SPD, wer Steuergeld bekomme, müsse auch die Mitsprache des Bundes hinnehmen.

AUA-Antrag erwartet

Nicht viel anders läuft es bei der Tochter AUA: Auch sie hat bereits einen Insolvenzanwalt engagiert und will heute, Mittwoch, ein formelles Hilfsansuchen einbringen. Die Regierung verlangt standortsichernde Maßnahmen, insbesondere eine Aufwertung des Drehkreuzes für die Langstrecke.

Ziemlich kompliziert würde es, wenn sich tatsächlich vier Staaten an der Lufthansa beteiligen würden. Neben den unterschiedlichen nationalstaatlichen Interessen müsste auch die EU-Kommission von der Lösung überzeugt werden. In Österreich steht laut Insidern die Staatsholding Öbag für den Einstieg bereit. Sie wälzte schon vor der Krise Pläne, sich an standortrelevanten Unternehmen zu beteiligen. Die involvierten Summen sind dabei beachtlich: Die Lufthansa will von Berlin zehn Milliarden, die AUA von Wien rund 750 Millionen Euro. Bei der Swiss soll es um 1,5 Milliarden Euro gehen. Die AUA hat in den letzten Tagen die Vorbereitungen für die Liquiditätszuschüsse getroffen. Erste Group und Raiffeisen Bank International sollen die Mittel bei staatlicher Haftung bereitstellen.

Abbau bei Laudamotion

Wie hart die Auseinandersetzungen in der Luftfahrt sind, zeigt auch das Beispiel Laudamotion. Die Ryan-Air-Tochter droht der Gewerkschaft mit dem Abbau von 300 Mitarbeitern und dem Abzug der Airbus-Flotte, wenn sie einer deutlichen Verschlechterung des Kollektivvertrags bis 21. Mai nicht zustimmt. Es geht dabei um eine Kürzung der Bezahlung um bis zu 14 Prozent, allerdings auch um ein Mehr an Freizeit von 33 Tagen, wie Laudamotion angibt. (Birgit Baumann, Renate Graber, Andreas Schnauder, 28.4.2020)