Nun soll verhandelt werden, wie die AUA die Turbulenzen übersteht, die ihr die Corona-Krise beschert hat.

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Wien – Nun ist es also klar: Die vom Corona-Shutdown schwer getroffene Fluglinie AUA will 767 Millionen Euro vom Staat, den entsprechenden Antrag hat sie am Dienstagabend bei der Finanzierungsagentur Cofag eingebracht. Bis dahin hatte man zunächst ein Bankenkonsortium gesucht, als das dann stand (Erste und Raiffeisen Bank International), mussten die Banker den genauen Geldbedarf der Lufthansa-Tochter eruieren. Und das kam dabei heraus: 410 Millionen Euro will die AUA in Form von staatlich garantierten Krediten, 90 Mio. Euro als Fixkostenzuschuss – und 267 Mio. Euro sollen als Zuschuss ins Eigenkapital fließen. Wobei der Antrag am Mittwoch noch nicht genehmigungsfähig war, wie ein Cofag-Sprecher sagte, der Kreditvertrag hat unter anderem gefehlt.

Die konkreten Zahlen wollten weder AUA noch Cofag bestätigen – man wolle den nun anlaufenden Verhandlungen zwischen der österreichischen Regierung und der deutschen Lufthansa nicht vorgreifen. Die haben am Mittwochabend begonnen. Carsten Spohr, Chef der Lufthansa, die selbst zehn Milliarden Euro vom deutschen Staat braucht, und seine Vorstandskollegin Christina Foerster (seit kurzem AUA-Aufsichtsratschefin) reisten an, um mit Kanzler Sebastian Kurz, Vizekanzler Werner Kogler (Grüne), Finanzminister Gernot Blümel und Staatssekretär Magnus Brunner sowie AUA-Chef Alexis von Hoensbroech ein erstes Gespräch zu führen. Es ist am Mittwochabend nach eineinhalb Stunden zu Ende gegangen. Details zur AUA-Rettung wurden nicht bekanntgegeben. Blümel wiederholte jedoch in einer schriftlichen Stellungnahme, dass Österreich für staatliche Hilfen einige Zugeständnisse von der AUA-Mutter haben wolle.

Lufthansa-CEO Spohr ist laut Medienberichten strikt gegen eine Staatsbeteiligung. "Ich war beim Gespräch dabei, so hat sich das nicht abgespielt", sagte Kurz in der "ZIB2". Kurz wies ebenso darauf hin, dass es nur Staatshilfen für die Lufthansa-Tochter Austrian Airlines (AUA) gebe, wenn der Standort gesichert sei. Es gehe um Arbeitsplätze in Österreich und die weitere Entwicklung der AUA.

Wien soll Drehscheibe bleiben

Und das ist der Knackpunkt bei alldem: Welche Absicherungen kann die Lufthansa den Österreichern geben? Der Staat besteht auf der Absicherung des Standorts Wien, der Flughafen Wien soll weiterhin Drehscheibe bleiben, die AUA weiterhin Langstrecken bedienen.

Zudem wollen zumindest die Grünen die Staatshilfe an Klimaschutzbedingungen binden. Offenbar konnte nun zumindest in einem Punkt auch die ÖVP an Bord geholt werden: "Es besteht Einigkeit innerhalb der Koalition, dass Kurzstrecken reduziert und internationale Verbindungen gestärkt werden sollten", sagte der grüne Verkehrssprecher Hermann Weratschnig im Vorfeld der Gespräche. Bei anderen Themen wie einer weiteren Erhöhung der Flugticketabgabe gab es zumindest vor dem Termin keine Einigungen. Mit der Lufthansa soll dem Vernehmen nach jedenfalls auch über eine mögliche Ökologisierung der Flotte gesprochen werden.

Ein ZiB-Beitrag zur AUA-Causa.
ORF

Geld für Kreditrückzahlung

Derzeit dreht sich noch alles um die Besicherung für den von der AUA beantragten Zuschuss. Diese 267 Millionen Euro braucht sie, um die Kredite auch bedienen zu können, geplant ist, dass fünf Jahre lang je 80 Millionen Euro zurückgeführt werden. Mit ihren derzeitigen Mitteln könnte sie das nicht. Im Raum stehen da verschiedene Varianten, auch die einer staatlichen Beteiligung an der AUA-Mutter Lufthansa. Die fürchtet staatliche Mitsprache wie der Teufel das Weihwasser und hat auch schon klargemacht, dass ihr da eine Insolvenz noch lieber wäre.

Allerdings ist auch die österreichische Regierung diesbezüglich noch unentschieden, wäre der Einfluss eines Aktionärs, der sich mit 276 Millionen Euro einkauft, doch höchst überschaubar. Angedacht wird ein Syndikatsvertrag, aber auch eine stille Beteiligung steht im Raum. All das wird der Chef der staatlichen Beteiligungsgesellschaft Öbag, Thomas Schmid, verhandeln. Die Regierung stimmt sich da auch mit den Belgiern ab: Auch AUA-Schwester Brussels braucht Geld vom Staat. Die Schweizer hingegen sind schon weiter in ihren Verhandlungen: Die Lufthansa-Tochter Swiss braucht 1,3 Milliarden Schweizer Franken, ihr reichen aber Kredite, Eigenkapital braucht sie keines.

"Keine Angst vor Insolvenz"

Das Problem bei den Verhandlungen: Es sollte nun alles ganz schnell gehen. Die Wirtschaftsprüfer von PwC müssen bis Freitag eine (bedingte) Fortbestandsprognose abgeben, denn eigentlich reicht das Geld der AUA nur noch bis Ende Mai. Sollte diese Prognose nicht positiv ausfallen, müssten die Insolvenzszenarien ins Auge gefasst werden. Wobei es, wie berichtet, durchaus Befürworter eines Sanierungsverfahrens mit Eigenverwaltung gibt, sie begründen das damit, dass die AUA so Altlasten, wie teure Altverträge für Piloten, für die Zeit nach der Krise loswerden könnte. Ein Regierungsmitglied: "Auch ein Sanierungsverfahren ist nicht auszuschließen, man darf da keine Angst haben."

Das AUA-Management hat ja den Mitarbeitern schon Sparpläne für die Zeit nach der Krise präsentiert, 1500 bis 2000 Jobs könnten wegfallen. Betriebsrat und Gewerkschaft wollen von solchen Einschnitten nichts wissen, sie sind nur zu temporären Krisenbeiträgen bereit. (Renate Graber, Nora Laufer, 29.4.2020)