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"In the long run we are all dead – Langfristig sind wir alle tot", lautet das geflügelte Wort des Ökonomen John Maynard Keynes. Doch diese banale Tatsache entlockt den sogenannten Transhumanisten wohl nicht einmal mehr einen müden Lacher. In Zukunft müssen und sollen wir Menschen nicht sterben, sagen die Transhumanisten. Ewiges Leben und technisch optimierte Körper, in Clouds upgeloadete Gehirne und Menschen als Cyborgs – das sind die Visionen der Männer (und einzelner Frauen), die das Menschliche überwinden und uns in einen "posthumanen" Zustand versetzen wollen.

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Mit Sarah Spiekermann, einer Kritikerin des Transhumanismus, haben wir darüber geredet, welches Menschenbild hinter den transhumanistischen Ideen steckt und wie es unsere Gegenwart und Zukunft beeinflusst.

"Im Transhumanismus verdichtet sich das negative Menschenbild zu einer Ideologie der Lieblosigkeit, in der der Mensch schlichtweg als suboptimales Auslaufmodell angesehen wird", sagt Spiekermann, Wirtschaftsinformatikerin und Professorin an der Wirtschaftsuniversität Wien.

Mit ihrer Kritik an den transhumanistischen Idee und Visionen ist Spiekermann nicht allein. Der populäre Politikwissenschafter Francis Fukuyama beispielsweise nennt den Transhumanismus "die gefährlichste Idee" der Welt. Spiekermann stimmt ihm zu: In den Unternehmen des Silicon Valley und in vielen Spitzenpositionen führender IT-Konzerne sitzen derzeit Transhumanismus-Anhänger.

Ihre Auffassung des Menschen als defizitäres Wesen, das ähnlich wie vorhersehbare Computersysteme funktioniert, beeinflusse die Entwicklung digitaler Technologien, die wiederum großen Einfluss auf unser Leben haben.

"Der Transhumanismus geht oft von der Annahme aus, dass Menschen unglücklich sind, dass sie suboptimal sind und dass sie rein rationale Präferenz-Optimierer sind", sagt Spiekermann. Das sei ein unschönes Menschenbild, und wir müssten in der Spätmoderne ein besseres entwickeln, "das mehr Vertrauen in den einzelnen Menschen setzt", plädiert die Wirtschaftsinformatikerin.

Neil Harbisson ist erster staatlich anerkannter Cyborg. Der Verfechter des Transhumanismus trägt eine Art Antenne, die ihm ermöglicht, Farben zu hören.
Foto: imago images / Katerina Sulova

Mehr über die Ideen des Transhumanismus, seine Vertreter und ihren Einfluss hören Sie im Podcast Edition Zukunft. (red, 30.4.2020)