Schule unter Covid-19-Bedingungen bedeutet für Schüler, Lehrer und Eltern große Umstellungen.

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Ist es berechtigt oder überzogen, dass Pflichtschullehrergewerkschaftschef Paul Kimberger es für eine "Frechheit" hält, dass die Lehrerinnen und Lehrer im Corona-Schuljahr außerhalb ihrer Jahresarbeitszeit zwei Zwickeltage im Sommer unterrichten müssen? Wenig überraschend löste der Christgewerkschafter damit jedenfalls eine scharf polarisierte Debatte über Lehrerarbeit aus. Die Meinungen dazu gehen in der Lehrerschaft, aber auch in der Öffentlichkeit weit auseinander.

Wahrlich keine Corona-Ferien

Nicht ganz glücklich mit dem Tonfall, wohl aber einverstanden mit dem Inhalt von Kimbergers Kritik ist etwa der Vorsitzende des unabhängigen Lehrervereins ÖLI-UG für den Pflichtschulbereich in Oberösterreich. Peter Novak, NMS-Lehrer in Freistadt, weist das Bild von "Corona-Ferien", die den Lehrern jetzt geschenkt worden seien, mit Nachdruck zurück.

Er betont, was Kimberger eigentlich mit seinem Protest gemeint habe. Auch der Lehrerschaft sei "klar, dass besondere Zeiten besonderer Maßnahmen bedürfen", aber es wäre auch an Bildungsminister Heinz Faßmann gelegen, Eltern und Lehrer in seine Pläne für die Schulen miteinzubeziehen: "Schließlich ist er nicht Alleinherrscher." Novak hebt die Tätigkeiten der Lehrerinnen und Lehrer in Corona-Zeiten hervor. Sie würden "auch in den Zeiten des Lockdown mit Homeschooling, Telearbeit und Anrufen bei Schülerinnen und Schülern ihrer Aufgabe in einem systemrelevanten Beruf nachkommen".

Überpünktlich zum Schulchat

Wie aber sieht die Arbeit von Lehrerinnen und Lehrern auf Corona-Distanz konkret aus? Elisabeth Schwarz, die an der Handelsakademie Baden unterrichtet, schildert im STANDARD-Gespräch exemplarisch, was Homeschooling vom Lehrer-Homeoffice aus bedeutet. Ihre Tage sind so strukturiert wie beim Präsenzunterricht in der Schule, denn die HAK Baden hat sich entschlossen, auch für die Corona-Heimschule nach Stundenplan zu unterrichten.

Sie lehrt also auch jetzt genau dann Mathematik, Italienisch oder Persönlichkeitsbildung und soziale Kompetenz, wenn sie das auch vor Ort getan hätte. Statt der Schulklingel piepst jetzt das Einloggsignal für die Teams-Plattform, auf der sich die Klasse virtuell trifft. Mit interessanten Effekten, erzählt Schwarz: "Schüler, die sonst oft zu spät gekommen sind, klinken sich oft schon drei Minuten vor Chatbeginn ein und freuen sich echt, die anderen zu sehen."

Fast zwei Drittel ihrer Zeit verwendet sie für "Live-Unterricht" am Computer und Echtzeitgespräche mit den Schülern. Der Rest entfällt auf diverse Kommunikationskanäle und Korrekturen der jeweiligen Arbeitsaufträge. "Was definitiv mehr geworden ist, ist, dass man fast immer erreichbar und verfügbar ist", berichtet die Lehrerin. Virtuell auch um halb vier Uhr in der Früh, wenn eine Schülerin ein Referat schickt – "und sich für die späte Stunde entschuldigt".

Ihr Resümee über dieses neue digitale Lehren? "Man ist dauerbeschäftigt, aber es ist spannend, sehr flexibel und übersichtlich." (Lisa Nimmervoll, 30.4.2020)