Der Konsum leidet trotz Öffnung vieler Geschäfte unter Kaufzurückhaltung.

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Senkung der Körperschaftsteuer, Flexibilisierung des Arbeitsmarktes, ja keine Vermögenssteuren: Das sind die gängigen Ansagen der Industriellenvereinigung. Die Corona-Krise rückt nun andere Aspekte in den Fokus. Vor allem die Konsumschwäche macht den Betrieben zu schaffen. Industrie-General Christoph Neumayer plädiert deshalb für ein Vorziehen der Entlastung von Niedrigverdienern und will rasch wissen, was bei einer zweiten Infektionswelle passieren würde.

STANDARD.: Die Regierung blieb bei ihren Maßnahmen zur Konjunkturbelebung vage: Was wäre wichtig, um den tiefen Fall der Wirtschaft und am Arbeitsmarkt zu stoppen?

Neumayer: Ich denke, der Regierung ist sehr stark bewusst, dass sie rasch auf die Entwicklung der Wirtschaft und Beschäftigung reagieren muss. Es geht um die Stärkung der Investitionen und des Konsums, da wurden die richtigen Themen adressiert. Uns geht es vor allem darum, nachhaltige Schritte zu setzen.

Will rasch wissen, wie die Regierung bei einer zweiten Infektionswelle reagieren würde: Christoph Neumayer.
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STANDARD.:Was ist kurzfristig besonders dringlich?

Neumayer: Wir haben einen Nachfrage- und Angebotsschock. Man muss darauf achten, Zuversicht zu geben und Optimismus zu versprühen, damit der Nachfrageschock auf der Konsumseite aufgelöst wird. Es mag ungewöhnlich sein, dass dieser Punkt als erster von einem Industrievertreter genannt wird. Aber dieser Aspekt beschäftigt auch sehr viele Unternehmen aus dem produzierenden Sektor stark. Die Ankurbelung des Konsums durch die geplante Steuerentlastung halten wir für einen wichtigen Schritt. Wir brauchen dringend eine Steigerung der Konsumneigung.

STANDARD.: Aber hier war schon die Erwartung, dass konkrete Ansagen kommen, etwa das Vorziehen der Senkung des untersten Steuresatzes von 25 auf 20 Prozent auf den Herbst und der zweiten Stufe auf Anfang 2021.

Neumayer: Absolut, das ist eine Idee, die wir befürworten. Eine raschere Entlastung der Niedrigverdiener wäre das richtige Signal. Dazu gibt es Möglichkeiten auf der Lohnnebenkostenseite sowie Prämien sozialversicherungs- und steuerfrei auszuzahlen. Wir müssen mit solchen Überlegungen arbeiten. Es ist ja auch bei der Kurzarbeit die Ersatzrate relativ hoch angesetzt worden, um eine gewisse Konsumfähigkeit aufrechtzuerhalten.

STANDARD.: Was benötigt der Standort, damit der Absturz gebremst wird?

Neumayer: Umfragen unter Unternehmen zeigen, dass Maßnahmen auf der Investitionsseite massiv helfen würden. Das wäre beispielsweise ein Investitionsfreibetrag. Auch eine degressive Abschreibung wäre eine Überlegung wert. Das wären Signale, die sehr gut wirken würden und Investitionen auslösen, die jetzt hintangehalten werden.

STANDARD.: Was passiert in der Wirtschaft, wenn eine zweite Infektionswelle kommen sollte?

Neumayer: Das allerwichtigste ist, dass wir auf einen nächsten Schock optimal vorbereitet sind. Eine zweite Welle der Pandemie muss mit Schritten begleitet werden, die Wirtschaft und Arbeitsplätze möglichst wenig treffen und gleichzeitig ein Maximum an Gesundheitsschutz bringen. Das würden wir möglichst früh brauchen, damit die Unternehmen planen können. Das wäre eine ganz wichtige Maßnahme.