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Die Behandlung von Covid-19-Patienten mit dem Nukleotid-Analogon Remdesivir soll positive Ergebnisse in klinischen Studien erzielt haben.

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Washington D.C. – Das Medikament Remdesivir des US-Konzerns Gilead Sciences dürfte dem Seuchenexperten der US-Regierung zufolge zur Standardtherapie gegen Covid-19 werden. Der Leiter des Nationalen Instituts für Allergien und Infektionskrankheiten, Anthony Fauci, nannte erste Ergebnisse einer Regierungsstudie am Mittwoch "wirklich sehr wichtig". Remdesivir habe einen "eindeutigen, signifikanten positiven Effekt" bei der Genesungszeit gezeigt. "Das wird die Standardbehandlung," so der US-Regierungsexperte. Die US-Aufsichtsbehörde FDA spreche gegenwärtig mit Gilead über Möglichkeiten, einen leichten Zugang zu dem Medikament zu ermöglichen.

Das Mittel ist weltweit bisher noch nirgendwo zugelassen. Die "New York Times" berichtete unter Berufung auf Regierungskreise, eine Notfallzulassung könne noch im Lauf des Tages erteilt werden. Gilead hatte zuvor selbst von dem Ergebnis berichtet und damit die US-Börsen erfreut. Die Aktie stieg im Verlauf um knapp sieben Prozent.

Fauci: Genauere Analyse nötig

Bislang gibt es kein Heilmittel und keinen Impfstoff gegen Covid-19. Entsprechend aufmerksam wird die Entwicklung von Medikamenten wie Remdesivir verfolgt. Die von Fauci zitierte Studie umfasste 1.063 Patienten, die im Krankenhaus behandelt wurden. Mit dem Mittel lag die Genesungszeit bei elf Tagen, verglichen mit 15 Tagen bei einer Kontrollgruppe, die ein Scheinmedikament erhielt.

Zwar war auch die Sterblichkeitsrate bei der Remdesivir-Gruppe etwas geringer. Der Unterschied war den Experten zufolge jedoch nicht groß genug, um ihn der Arznei zuzuschreiben. Fauci wies ausdrücklich darauf hin, dass die jüngsten Ergebnisse noch genauer analysiert werden müssten.

Mittel wird auch in Deutschland getestet

Auch in Deutschland gilt das US-Präparat als eines der vielversprechendsten Mittel im Kampf gegen Covid-19. Das Medikament habe bei der Hälfte der behandelten Patienten in der Münchner Klinik Schwabing Erfolge gebracht, sagt Chefarzt Clemens Wendtner in einem ARD-Bericht. Die Münchner Klinik sowie auch das Hamburger Uniklinikum Eppendorf und die Uniklinik Düsseldorf nehmen an einer internationalen Studie zu Remdesivir teil. Es sehe danach aus, dass schwer Erkrankte früher von den Beatmungsmaschinen genommen werden könnten. "Das ist ein ganz heißes Eisen im Feuer", wird der Biotech-Analyst Elmar Kraus von der DZ Bank in dem ARD-Bericht zitiert.

Es gibt aber auch Zweifel: Bei einer Studie in China soll sich das Medikament Berichten zufolge als Flop erwiesen haben. Der Biotech-Konzern wies die Spekulationen zurück: Die chinesische Studie sei vorzeitig abgebrochen worden, Schlussfolgerungen konnten daher nicht gezogen werden. Die Weltgesundheitsorganisation wollte sich am Mittwoch nicht zu dem Medikament und zu den Zwischenergebnissen der US-Studie äußern. (red, Reuters, 29.4.2020)