Plexiglas als Infektionsschutz dürfte bald häufig zu sehen sein.

Foto: bene / Andrea Hirsch

In den letzten Jahren wurden Büroflächen in vielen Unternehmen optimiert: Aus Einzelbüros wurden moderne Bürowelten, wo mehrere Schreibtische in Clustern zusammenstehen. In manchen Unternehmen wurde der eigene Schreibtisch der Mitarbeiter – inklusive Topfpflanze und Foto der Familie – gleich ganz abgeschafft. Mitarbeiter haben keine fixen Schreibtische mehr.

Nun, da viele Unternehmen aus der Corona-Krise langsam den Schritt zurück in Richtung Normalität wagen, werden die neuen Bürowelten zur Herausforderung. Denn wie soll die Sicherheit der Mitarbeiter, wie Hygienemaßnahmen, wie der nötige Sicherheitsabstand im Arbeitsalltag gewährleistet werden?

Einzelbüros gefragt

Aus Deutschland gibt es bereits Meldungen, dass statt des Großraumbüros wieder vermehrt Einzelbüros nachgefragt werden. Der Wiener Büroexperte Andreas Gnesda glaubt dennoch nicht an das Ende des Großraumbüros. In einem ersten Schritt gehe es nun darum, die Dichte aus den Büros zu nehmen – etwa indem im Schichtbetrieb gearbeitet wird, damit sich nur ein Bruchteil der Mitarbeiter gleichzeitig im Gebäude aufhält. Schreibtische, die in Clustern zusammenstehen, sollen so nur zur Hälfte belegt werden, um die Ansteckungsgefahr zu reduzieren.

In vielen anderen Bereichen braucht es gute Ideen: In Besprechungsräumen ist eine Möglichkeit laut Gnesda, jeden zweiten Sessel am Tisch zu befestigen, damit sich niemand mehr daraufsetzen kann. Klingt komisch, sei aber besser, als die Hälfte der Sessel ganz aus den Räumen zu entfernen. "So wird nämlich auch der nötige Abstand in Besprechungen eingehalten", sagt Gnesda.

Schutzschilde aus Plexiglas

Auch Plexiglasscheiben werden in Büros nun Einzug halten. Der österreichische Büroausstatter Bene hat seit kurzem das Produkt "Shielded by Bene" im Angebot, einen transparenten Schutzschild, mit dem sich Arbeitsplätze trennen lassen.

Eine weitere Herausforderung wird die künftige Nutzung von Aufzügen sein: Das ist insbesondere dann nicht ganz unwichtig, wenn sich das Büro in einem höheren Stockwerk befindet. Eine Sorge vieler Mitarbeiter betrifft auch die Situation auf Toiletten, wie Büroexperten berichten.

Die nun nötige Umgestaltung der Büroflächen wird auch zum lukrativen Geschäftsfeld. Das Unternehmen Offezio entwickelte bisher moderne Raumkonzepte für Büros. Seit kurzem bietet es auch die Corona-gerechte Adaptierung bestehender Büros an. Gearbeitet wird beispielsweise mit flexiblen Trennwänden. Auch Smart Gadgets werden vermehrt zur Anwendung kommen, glaubt Elke Auer von Offezio. Sensoren etwa, die die Raumluftqualität messen, oder kontaktlose Möglichkeiten, Türen zu öffnen und sich die Hände zu desinfizieren.

Doch nicht nur auf die Büros selbst, sondern auch auf den Büromarkt wird sich die Krise auswirken. Das Revival der Einzelbüros sieht Stefan Wernhart, Geschäftsführer bei EHL Gewerbe, für Österreich noch nicht, denn ganz generell sei derzeit die Nachfrage am Wiener Büromarkt stark eingebrochen. "Die Unternehmen sind gerade mit sich selbst beschäftigt." Weit fortgeschrittene Umzugsprojekte finden zwar statt, solche in frühen Stadien werden derzeit aber aufgeschoben. Generell werden wohl viele Lehren aus der Krise gezogen werden, ist er sich sicher. "Homeoffice war vor der Krise kaum durchzusetzen, jetzt wurde es plötzlich notwendig, und viele haben gesehen, dass es ganz wunderbar funktioniert."

Positive Veränderung

Vielfach wird dadurch wohl der Flächenbedarf evaluiert werden. Laut einer Umfrage des Bürodienstleisters Inter-pool unter den eigenen Kunden wollen nur sechs Prozent zum Alltag vor Corona zurückkehren, 40 Prozent werden die Nutzung ihrer Flächen überdenken. Und fast 60 Prozent wollen auch künftig auf Homeoffice setzen.

Ja, Corona wird die Bürowelt nachhaltig verändern – und zwar zum Positiven, davon ist auch Andreas Gnesda überzeugt. "In der Krise lernen wir Dinge, die wir sonst nicht gelernt hätten." Den einen oder anderen Halbtag im Homeoffice würden sich viele für Arbeiten, die Konzentration erfordern, beibehalten. Und das Büro selbst werde sich langfristig zu einem Ort des persönlichen Austauschs verwandeln, in dem die Unternehmenskultur vermittelt wird.

Elke Auer glaubt zudem, dass in der Büroausstattung künftig viel Wert auf Materialien gelegt werden wird, die gut zu reinigen sind. Und überhaupt werden die Ansprüche an moderne Büros künftig steigen – etwa was die Luftqualität angeht. "In manchen Büros darf man ja derzeit nicht einmal die Fenster kippen." (Franziska Zoidl, Martin Putschögl, 1.5.2020)