Neun Wochen Isolation. So lange werden die Kinder und Jugendlichen zu Hause gewesen sein, wenn Mitte Mai die Schulen stufenweise wieder öffnen. Und nur wenige Wochen später beginnen die Sommerferien, ebenfalls für neun Wochen.

Wie sieht es in dieser Zeit mit der Freizeit- und Feriengestaltung aus? Dazu luden die Kinderfreunde Oberösterreich zur Pressekonferenz. Birgit Gerstorfer (SPÖ), Soziallandesrätin in Oberösterreich, kritisiert, dass es zwar Regelungen für den Sport und die Gastronomie gebe, aber keine Perspektive für die Kinder und Jugendlichen. "Es gibt kaum Informationen, wie sich die Interessen der Jungen in Zukunft im Alltagsleben abbilden werden", sagt sie.

Wie Gerstorfer wünscht sich auch Roland Schwandner, Vorsitzender der Kinderfreunde Oberösterreich, eine klare und möglichst bundeseinheitliche Regelung für Sommercamps und Ferienaktionen. "Wir sehen es als unsere Aufgabe, darauf zu achten, dass gerade jetzt auf die Bedürfnisse der Kinder und vor allem auf ihre Rechte geachtet wird. Es scheint, dass die Regierung teilweise ganz andere Prioritäten setzt", sagt Schwandner.

Angebote für Kinder

Dabei seien die Jüngsten besonders von der Krise getroffen, verzichten darauf, Freunde zu sehen, und haben mitunter Schwierigkeiten zu Hause oder mit dem Heimunterricht. Der Spaß rücke in den Hintergrund. Und: "Ein Kind soll unbeschwert sein und nicht das Gefühl haben, etwas Verbotenes zu tun, wenn es sich mit den Nachbarskindern trifft", findet Gerstorfer.

Wie werden Feriencamps heuer stattfinden können? Noch sind einige Fragen ungeklärt.
Foto: Robert Newald

"Wir brauchen diese Angebote auch deswegen, weil wir wissen, dass sich die soziale Ungleichheit in Österreich erhöht", sagt die Soziallandesrätin. Kinder, deren Eltern oder Alleinerziehende von Arbeitslosigkeit oder Einkommenseinbußen betroffen sind, seien besonders betroffen, Kinderarmut müsse verhindert werden. Manche Eltern hätten auch bereits ihren gesamten Urlaub verbraucht oder Urlaubssperren auferlegt bekommen und könnten sich in den Sommermonaten nicht kümmern. Gerade hier brauche es Angebote für die Kinder.

Die Kinderfreunde bieten jährlich 30 Sommercamps an. Ob diese heuer stattfinden können, ist noch unklar. Viele Fragen seien offen, man könne nicht planen, sagt der Vorsitzende. Aufgrund der aktuellen Situation und der Herausforderungen beim Homeschooling versuche man die bestehenden Camps neben Abenteuer und Freizeit auch um Lernkomponenten auszubauen. "Wir wollen auf die unterschiedlichen Wissensstände der Kinder reagieren." Aber auch derzeit leerstehende Kulturhäuser sowie Kunstschaffende wolle man ins Programm einbinden, sagt Schwandner.

Wien bietet Konzept für Österreich

"Wir wollen sicherstellen, dass jedes Kind einen guten Sommer bekommt", sagt Jürgen Czernohorszky (SPÖ), Wiener Stadtrat für Bildung, Integration, Jugend und Personal. Mit drei Programmschienen will man diesen unter anderem gestalten: zum einen mit "Summer City Camps" für Pflichtschulaltrige, ein Jugendprogramm und Lernstationen für Mathe, Englisch und Deutsch in den Volkshochschulen – immer verknüpft mit Lernförderung. Auch organisierten Urlaub gebe es, sowie Angebote für die ganz Kleinen und Kinder mit Behinderung. Rund sieben Millionen Euro investiert die Stadt Wien dieses Jahr in das Ferienangebot.

Die Programme wurden dem Bildungsminister angeboten. Man sei bereit, das Konzept für ganz Österreich zur Verfügung zu stellen, sobald es Pläne des Bundes für die Sommermonate gibt, sagt der Wiener Stadtrat. Er wünsche sich möglichst rasche Ansagen, um die Freizeit- und Lernangebote schnell flächendeckend umzusetzen. (set, 30.4.2020)