Es ist ein verlockendes Angebot, das Google derzeit im Angebot hat: Der Spielestreamingdienst Stadia ist seit kurzem nicht nur kostenlos verfügbar, wer sich auf ein Probeabo einlässt, bekommt auch gleich einen ganzen Packen Spiele mit dazu. Von PUBG über Drift bis zu Destiny 2 oder auch Gylt reicht dabei die Palette der enthaltenen Games, mit der man nicht zuletzt überprüfen kann, wie gut der Service wirklich funktioniert. Dabei gibt es allerdings ein klitzekleines Problem: In Österreich ist Stadia noch nicht offiziell verfügbar. Das entscheidende Wort in diesem Satz ist allerdings "offiziell". Denn mit einem einfachen Trick kann der Spielestreamingdienst auch hierzulande ausprobiert werden.

Eine Frage des richtigen Kontos

Alles, was man dafür braucht, ist ein Google-Account aus einem jener europäischen Länder, in denen Stadia bereits erhältlich ist. Das wäre also etwa Deutschland, Großbritannien oder auch Italien. Hat man diesen, lässt sich damit in der gesamten EU problemlos spielen – und das inkludiert auch Österreich.

Hat man den "richtigen" Google-Account, klappt Stadia auch in Österreich.
Screenshot: Proschofsky / STANDARD

Wie kommt man also zu so einem Account? Es reicht dafür, während der Einrichtung eines neuen Google-Kontos einen VPN mit einer Verbindung in das betreffende Land aktiv zu haben. Also der Reihe nach wäre das dann: VPN aktivieren, ein neues Browser-Fenster – um Verwechslungen zu vermeiden, am besten im Inkognito-Modus – aufmachen und passenderweise gleich die Stadia-Seite aufrufen. Dort auf Ausprobieren gehen und, statt sich einzuloggen, den Punkt "Neues Konto anlegen" auswählen. Der weitere Vorgang sollte selbsterklärend sein, ein paar Klicks später hat man ein deutsches Google-Konto, mit dem man sich auch gleich bei Stadia einloggen kann.

Angemerkt sei, dass Google manchmal – aber eben nicht immer – beim Erstellen eines neuen Kontos nach einer Telefonnummer fragt. Das ist eine Anti-Spam-Maßnahme, deren Aktivierung von vielen Faktoren abhängt, insofern lässt sich nicht exakt sagen, wann dies auftritt oder nicht. Im Zweifelsfall muss man es dann also auf unterschiedlichen Plattformen ausprobieren, ob man um diese Beschränkung herumkommt.

Zweite Hürde: Probeabo

Das ist allerdings erst die halbe Miete, denn zwar ist Stadia generell kostenlos, die Spiele kosten in der freien Variante aber – und das will man natürlich zum Testen mal verhindern. Also empfiehlt es sich, ein kostenloses Probeabo für Stadia Pro zu nehmen. Mit diesem gibt es nicht nur 4K-Support sowie Sonderangebote für zahlreiche Spiele, einige Games sind für Stadia-Pro-Kunden generell kostenlos erhältlich.

Mit dem Probeabo geht allerdings einher, dass man eine Kreditkarte angeben muss, und das geht mit einer weiteren Hürde einher. Verlangt ein deutscher Account doch auch, dass hier eine deutsche Adresse bei der Kreditkarte angegeben wird. Das ist allerdings nicht gar so schwer, wie es klingt: Überprüft wird nämlich nicht, was hier eingetragen wird. Wer also Verwandtschaft in Deutschland oder andere kreative Ideen hat, wird wohl schnell eine passende Adresse finden. Und abgebucht wird wie gesagt fürs Erste ohnehin nichts, das Probeabo läuft zwei Monate lang.

Los geht's!

Das war es dann eigentlich auch schon, die weiteren Schritte zur Einrichtung des Stadia-Accounts sollten eigentlich selbsterklärend sein. Es kann also ans Spielen gehen, und zwar – das ist ein entscheidender Punkt – in der Folge auch ohne VPN. Dieser ist wirklich nur zum Einrichten des Kontos notwendig. Wichtig ist dies deswegen, da ein VPN natürlich einen Umweg für den Datenstrom darstellt, und gerade bei einem Dienst wie Stadia ist eine möglichst gute – und direkte – Internetverbindung essenziell. Sonst kommt es schnell zu nervigen Hängern im Geschehen oder Problemen, die Auflösung dauerhaft aufrechtzuerhalten.

Wie und wo gespielt wird

Um auch zu verstehen, wie es dann weitergeht, noch ein paar Eckpunkte des Services im Schnelldurchlauf: Stadia lässt sich prinzipiell auf mehreren Plattformen nutzen. Am einfachsten ist dies im Browser, mit Chrome klappt das Ganze sowohl unter Windows und macOS als auch bei Linux und Chrome OS. Und da hier eben die gesamte Rechenleistung in der Cloud erfolgt, ist es auch nicht notwendig, eine gute Grafikkarte zu haben. Entscheidend ist eigentlich nur, ob die eigene Internetanbindung gut genug ist. Um dies zu überprüfen, bietet Google einen eigenen Speedtest an. 10 MBit/s gibt man dabei als unterste Grenze für 1080p an, bei 4K sollten es dann schon konstante 35 MBit/s sein. Das ist natürlich grob vereinfacht, wie immer bei solchen Dingen spielen auch andere Faktoren wie eben die Latenz der Verbindung oder auch die Qualität des lokalen Netzwerks eine Rolle.

Es gibt zwar einen eigenen Stadia Controller, es können aber auch Steuergeräte anderer Anbieter genutzt werden.
Foto: APA

Steuerung

Viele der Spiele lassen sich im Browser mit Maus und Tastatur verwenden, alternativ kann aber auch ein Controller verwendet werden. Es gibt zwar einen eigenen Stadia-Controller, dessen Nutzung ist aber – mittlerweile – nicht verpflichtend. Es können also auch bestehende Steuerungsgeräte für Xbox oder Playstation verwendet werden, eine Liste der unterstützten Devices findet sich in einem Supporteintrag von Google. Bei einem Teil davon muss die Verbindung via USB-Kabel erfolgen, bei anderen geht es auch drahtlos via Bluetooth.

Fernseher und Smartphone

Eine Stärke von Stadia ist jedoch die Plattformunabhängigkeit, das Ganze klappt also auch jenseits des PCs. Die bequemste Methode setzt allerdings auch eigene Hardware voraus: Mit einem Chromecast Ultra lässt sich auch am TV spielen. Ist der Controller einmal eingerichtet, braucht es nur ein paar Knopfdrücke, um Stadia an dieser Stelle aufzurufen. Und dann wäre da noch die Möglichkeit, Stadia-Games am Smartphone zu spielen, wofür es aber wieder ein unterstütztes Gerät braucht. Dazu zählen neben Pixel-Smartphones ab Pixel 2 derzeit auch alle Geräte von Samsungs S- und Note-Reihen ab S8 und Note 8. Zwischen all diesen Geräten lässt sich übrigens nahtlos wechseln. Ein am Smartphone begonnenes Spiel kann also direkt am Fernseher fortgesetzt werden.

Die Stadia-Version von Destiny 2 auf einem Smartphone.
Screenshot: Proschofsky / STANDARD

Hilfreiche Hände

Noch eine Idee für jene, die schon am Einrichten des VPNs am Anfang scheitern: Natürlich ist es auch möglich, jemanden anderen zu bitten, diesen Schritt für einen zu übernehmen. Dabei sollte man dann natürlich umgehend das Passwort ändern, immerhin werden anschließend in dem Account dann auch Kreditkartendaten gespeichert. Und wer dieses Konto nicht dauerhaft weiternutzen will, sollte sich am besten auch gleich einen Reminder setzen, um das Stadia-Pro-Abo zeitgerecht zu kündigen, bevor die erste Zahlung fällig wird. (Andreas Proschofsky, 2.5.2020)