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Christian Drosten ist Leiter der Virologie an der Berliner Universitätsklinik Charité.

Foto: Reuters / pool

Berlin – Kinder sind einer neuen Analyse zufolge in der Coronavirus-Pandemie vermutlich genauso ansteckend wie Erwachsene. Die Zahl der Viren, die sich in den Atemwegen nachweisen lässt, unterscheide sich zwischen Altersgruppen nicht, berichten Forscher um den Virologen Christian Drosten von der Berliner Charité in einer vorab veröffentlichten und noch nicht von unabhängigen Experten geprüften Studie.

Die Forscher warnen aufgrund ihrer Ergebnisse vor einer uneingeschränkten Öffnung von Schulen und Kindergärten in Deutschland. Die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie hätten in vielen Ländern Wirkung gezeigt, schreiben sie. Mit der Lockerung der Kontaktbeschränkungen gebe es vermehrt Diskussionen darüber, inwieweit die Schließung von Schulen und Kindergärten zu diesem Erfolg beigetragen hat – und wie sich eine Wiedereröffnung auf die Ausbreitung des Virus auswirken könnte.

Ansteckungsrisiko für Kinder laut chinesischer Studie geringer

Bisher sei unklar, inwieweit Kinder das Virus an andere weitergeben. Die Untersuchung dieser Frage sei schwierig, gerade weil die Schulen in Deutschland früh geschlossen wurden und weil das Virus in der Anfangsphase der Epidemie vor allem von erwachsenen Reisenden weitergegeben wurde.

Auf Twitter wies Drosten auf eine Studie von chinesischen Forschern hin, die zu dem Ergebnis kommt, dass Kinder zwischen null und 14 Jahren weniger empfänglich für eine Ansteckung mit dem Sars-CoV-2-Virus sind als Erwachsene. Drosten kommentierte die Studie wie folgt: "Wichtiges Gegenstück zu den gestrigen Viruslast-Daten."

Das Team um Drosten hat im Rahmen seiner Studie nun in Proben von 3.712 Infizierten, die zwischen Jänner und 26. April in einem Berliner Testzentrum untersucht wurden, die jeweilige Menge an Sars-CoV-2-Viren bestimmt. Sie fanden keinen Unterschied in der Viruslast zwischen verschiedenen Altersgruppen. Bei der Beurteilung der Ansteckungsgefahr in Schulen und Kindergärten müssten daher die gleichen Annahmen zugrunde gelegt werden, die auch für Erwachsene gelten, schreiben die Forscher. (APA, 30.4.2020)