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Der Wiener Gerhard Zeiler (64), früher Boss von RTL und davor des ORF, hat sein wirtschaftliches Gewicht beim US-Tech- und Medienriesen AT&T gerade um ein paar Milliarden Dollar pro Jahr erhöht: Bisher verantwortete Zeiler im Konzern das Werbegeschäft der zugekauften Mediengruppe Warner Media. Seit Donnerstag ist er nun zuständig für alle Werbeumsätze von AT&T – laut Jahresabschluss 2019 immerhin fast sieben Milliarden Dollar pro Jahr.

AT&T legt seine Werbetochter Xandr, spezialisiert auf individuell adressierbare Werbung, mit Warner Media zusammen, Zeiler ist nun für beide zuständig. Für Xandr stehen im Jahresabschluss von AT&T rund zwei Milliarden Dollar Werbeumsatz 2019 (konsolidiert rund 1,7 Milliarden), für Warner Media rund 4,7 Milliarden Euro. Weitere 1,7 Milliarden Werbeumsatz macht die Entertainment Group im Breitbandsegment von AT&T. In Summe trugen Werbeumsätze bei AT&T 6,989 Milliarden Dollar zum Gesamtumsatz von gut 181 Milliarden Dollar bei.

Weiterhin ist Zeiler für den weltweiten Vertrieb der WarnerMedia-Sender zuständig sowie für das internationale Geschäft von WarnerMedia.

SPÖ, ORF, RTL, Turner, Warner, AT&T

Sozialdemokrat Zeiler war Pressesprecher der Kanzler Fred Sinowatz und (kurz) Franz Vranitzky, er führte nach vier Jahren als ORF-Generalsekretär und vier als Geschäftsführer von Tele 5 und RTL 2 ab 1994 knapp vier Jahre den ORF als Generalintendant. 1998 wurde er Geschäftsführer von RTL Deutschland, 2003 der gesamten RTL Group, Europas größtem TV-Konzern im Besitz von Bertelsmann.

2010/11 erwog er ernsthaft die Rückkehr an die ORF-Spitze, wollte die damalige Faymann-SPÖ aber nicht spalten und bewarb sich schließlich doch nicht.

Ab 2012 leitete Zeiler bei Time Warner das internationale TV-Geschäft von Turner Broadcasting. 2019, nach der Übernahme durch AT&T wurde Zeiler Chief Revenue Officer bei Warner.

Zeiler wird immer wieder als potenzieller SPÖ-Vorsitzender gehandelt, 2016, nach der Demontage von Werner Faymann, ließ er Christian Kern den Vortritt. Im Herbst 2019 veröffentlichte Zeiler "Leidenschaftlich rot" über die Krise der Sozialdemokratie und ihre Möglichkeiten. (fid, 1.5.2020)