Im Fußball herrscht momentan ein ziemliches Durcheinander, weder die nahe noch die ferne Zukunft sind geklärt.

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Kraetschmer: "Ja, es war ein herber Rückschlag"

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Es war ein dunkelgrauer, vielleicht sogar schwarzer Tag für die österreichische Fußballbundesliga. Man hatte sich redlich bemüht, hatte Konzepte für die Wiederaufnahme des Betriebs mit Geisterspielen ausgearbeitet und sie dem Sport- und Gesundheitsministerium vorgelegt. Dann fand eine Besprechung in Abwesenheit der Granden Werner Kogler und Rudolf Anschober statt. Liga-Vorstand Christian Ebenbauer war vor dem Termin mit diversen hohen Beamten guter Dinge. Danach war er deprimiert. "Ich muss mich sammeln, aufgeben werden wir sicher nicht, wir unternehmen einen neuen Anlauf. Die Zeit rinnt derzeit durch die Finger."

Erwartungen wurden geweckt, aber nicht erfüllt. Die Liga ist ja davon ausgegangen, dass die zwölf Oberhausvereine und Cupfinalist Austria Lustenau ab Montag das Mannschaftstraining aufnehmen dürfen. Seit 20. April arbeiten sie in Kleingruppen ohne Körperkontakt. Sie dürfen nicht, wurden auf den 15. Mai, auf die nächste Verordnung vertröstet. Es spießte sich an der Frage, was passiert, sollte ein Spieler positiv auf Corona getestet werden. Das Gesundheitsministerium fordert eine Quarantäne für "alle Kontaktpersonen", die Liga möchte das nur für den betroffenen Kicker. "Alle Kontaktpersonen" würde auch die komplette gegnerische Mannschaft beinhalten. Tritt das ein, stünde man vor einer weiteren Unterbrechung oder dem endgültigen Abbruch – mitsamt erheblichen Mehrkosten, die durch Corona-Tests (rund 10.000 Euro) und Spiele ohne Publikum sowieso entstehen. "Es wäre immer dieses Damoklesschwert da", sagt Ebenbauer.

Keine Abstimmung

Ein Geisterspieltag kostet rund 1,2 Millionen Euro. Dafür lukriert man TV-Einnahmen, die Sponsoren kommen wenigsten im Fernsehen vor. Leere Stadien sind das wirtschaftlich geringere Übel als ein Komplettausfall. Zuschauermagnet Rapid leidet natürlich weit mehr als etwa die Admira, denn die Südstadt platzt ja auch ohne Corona nie wirklich aus den Nähten.

Markus Kraetschmer, der Wirtschaftsvorstand der Wiener Austria, sprach am Freitag zwischen zwei Telefonkonferenzen mit dem STANDARD: "Ja, es war ein herber Rückschlag, ein schwarzer Donnerstag. Aber wir stecken den Kopf nicht in den Sand." Er kritisierte die fehlende Abstimmung zwischen den zwei Ministerien. Der für den Sport verantwortliche Kogler nähre Hoffnung, behauptete, es spreche wenig gegen die Fortsetzung. Anschober, der für die Gesundheit zuständige grüne Kollege, steige auf die Bremse. Kraetschmer: "Es gibt keine vernünftige Planbarkeit, so kommen wir nicht weiter. Es wird existenzbedrohend – nicht nur für den Fußball, für den gesamten Mannschaftssport. Es geht um unsere Kinder. Wir müssen langfristig denken, nicht in 14-Tages-Abschnitten, fordern Planbarkeit."

Viele Fragen

Immerhin hat der österreichische Fußballbund ÖFB die Erlaubnis erteilt, die Saison bis zum 31. Juli zu verlängern. Deadline war ursprünglich der 30. Juni. Noch undurchschaubarer als in der Tipico-Bundesliga ist die Lage in der Hpybet 2. Liga. Die 16 Vereine (ausgenommen Lustenau) sind nicht einmal zum Kleingruppentraining zugelassen. Neun Teams traten in der Vorwoche für einen Abbruch ein, die nötige Zweidrittelmehrheit wurde verfehlt. Spitzenreiter SV Ried und die zweitplatzierte Austria Klagenfurt stellten am Donnerstag den Antrag auf Aufstockung des Oberhauses von zwölf auf 14. Am 7. Mai entscheidet darüber die Hauptversammlung, eine Zweidrittelmehrheit wäre notwendig. Kraetschmer "versteht das Ansinnen von Ried und Klagenfurt". Die Umsetzung sei freilich problematisch. "Es sind dann weniger Spiele, es wäre ein Verstoß gegen Fernseh- und andere Verträge." Der Liga drohen Klagen eigener Mitglieder.

Kraetschmer würde gern planen, Fragen beantworten: "Wann fängt die nächste Saison an?", "Dürfen wir Karten und Logen verkaufen?", "Gibt es überhaupt einen Europacup?" Immerhin sperrt Rapid am Samstag den Fan-Shop im Allianz-Stadion auf. (Christian Hackl, 1.5.2020)