Prognosen können helfen, den Nebel zu lichen. Sogar dann, wenn sie danebenliegen.

Foto: Imago

Konjunkturprognosen sind derzeit unverlässlich wie selten. Das sagen auch die, die sie erstellen. Denn die Corona-Wirtschaftskrise ist ohne Präzedenzfall. Es gibt keine vergleichbaren Ereignisse in der Vergangenheit, aus denen Ökonomen Schlüsse ziehen könnten, wie stark die Wirtschaft heuer einbrechen wird – und wie schnell sie sich wieder erholen wird. Alle Vorhersagen beruhen auf Annahmen, die höchst unsicher sind.

Wer hätte Ende Februar ahnen können, dass in Österreich ein Lockdown bevorsteht? Das IHS ging damals von einer Minirezession aus. Inzwischen erwartet das Wifo einen Einbruch von fünf bis mehr als sieben Prozent.

Allerdings kann sich auch diese Prognose bald als falsch erweisen. Was, wenn eine zweite Corona-Welle samt Lockdown kommt? Wenn sich die wichtigsten Handelspartner langsamer erholen als erwartet? Wenn die Kauflaune im Inland nicht schnell genug zurückkehrt? Wenn es noch jahrelang keinen Impfstoff gibt?

Trotzdem sind Prognosen wichtiger als sonst, selbst wenn sie danebenliegen. Die Modelle der Ökonomen zeigen grundlegende Zusammenhänge auf. Und sie zeigen der Politik, wie sich bestimmte Szenarien auf die Wirtschaft auswirken können. Das hilft den Entscheidern erheblich, den schmalen Grat zwischen Schutz von Leben und Rettung der Wirtschaft zu finden. Es bereitet sie auf den Worst Case vor. Aber es zeigt auch Handlungsspielräume auf.(Aloysius Widmann, 4.5.2020)