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Netflix und Co dürfen sich über viel Zulauf freuen.

Foto: ap

Am 16. März traten in Österreich die Ausgangsbeschränkungen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie in Kraft. Der Lockdown führte zur Schließung von Schulen und Universitäten sowie bei vielen Firmen zur Verlagerung der Arbeit ins Homeoffice. Restaurants, Kinos und zahlreiche andere Betriebe mussten geschlossen halten. Eine Situation, die sich deutlich auf das Kommunikationsverhalten der Österreicher ausgewirkt hat.

Allein in den ersten Tagen des "Lockdowns" wurde doppelt so viel telefoniert und gesurft wie sonst. Mittlerweile hat sich die Lage wieder etwas beruhigt. Insgesamt wurde seit Mitte März laut der Telekombehörde Rundfunk RTR aber denoch um 50 Prozent mehr telefoniert und um 40 Prozent mehr gestreamt. Die Behörde und auch die Netzbetreiber erwarten, dass sich die Zahlen in Sachen Telefonie binnen weniger Wochen wieder normalisieren. Beim Datenverkehr hingegen wird man aus der Krise wohl eine erhöhte Netzlast erben, weil etwa Videokonferenzen zum neuen Fixbestandteil für die Arbeit im Homeoffice geworden sind.

Videotelefonie ist der große Sieger

Zum Höhepunkt der Krise kurz nach Inkrafttreten der Ausgangsbeschränkungen ist die Zahl der Gesprächsminuten im Netz des Mobilfunkers "3" um bis zu 63 Prozent gestiegen. Am stärksten war der Anstieg bei Videotelefonie mit einem Plus von 232 Prozent, gefolgt von Gaming mit 173 Prozent und Internettelefonie mit 161 Prozent. Ebenfalls stark, um 130 Prozent, gestiegen ist Messaging. Bei Filetransfers und Videostreaming war der Anstieg mit 28 bzw. 21. Prozent vergleichsweise moderat. "Das zeigt aber nur, welche signifikante Rolle Streaming bereits vor der Krise in unserem Alltag eingenommen hat. Die Datenmengen, die auf Streaming zurückgehen, sind mittlerweile enorm", so "3"-Chef Jan Trionow.

Zwar sei die Nutzung des Mobilfunknetzes gestiegen, da viele Tarife allerdings unlimitiert sind, habe der Umsatz nicht im selben Ausmaß zugelegt. Trionow schätzt, dass die Mindereinnahmen größer sein werden als die Mehreinnahmen, schränkt aber ein, dass eine Prognose sehr schwierig sei. "Dass es insgesamt einen positiven Einfluss geben wird, ist aber eher unwahrscheinlich", so Trionow. Dennoch sei die Mobilfunkindustrie weniger stark betroffen als andere Branchen.

Kurzarbeit bei Magenta

Das sieht auch Magenta-Boss Andreas Bierwirth so. Allerdings schickte er rund 25 Prozent seiner Mitarbeiter in die Kurzarbeit, da es zu Ausfällen bei den Roamingeinnahmen und beim Handyverkauf kam. Bei Magenta gab es in den vergangenen Wochen 100 Prozent mehr Telefonanrufe und durchschnittlich 40 Prozent mehr Datennutzung.

Ansturm auf Netflix und Co

Laut Analyse der Empfehlungsplattform Just Watch nahmen die Zugriffe auf verschiedene Streaminganbieter in Österreich seit der Pandemie deutlich zu. Für Branchenprimus Netflix weist man anhand von Suchanfragen (Stand: 24. April) ein Plus von satten 141 Prozent aus. Sky Go (plus 164 Prozent) und Amazon Prime Video (plus 166 Prozent) liegen noch einmal deutlich darüber.

Auch inhaltlich war die Krise bemerkbar. Contagion, ein Thriller von 2011, in dem es um einen mysteriösen, tödlichen Virus geht, rückte in die top fünf der nachgefragtesten Filme im Streaming-Angebot auf. (gpi, sum, 6.5.2020)