Am Donnerstag steigt ab 13 Uhr die außerordentliche Hauptversammlung der Fußballbundesliga. Per Video. Es gibt viele Fragen, großartige Antworten sind kaum zu erwarten. Man weiß ja noch nicht, ob die Bundesregierung Geisterspiele erlaubt. In Deutschland wurden sie gestattet, das nährt die Hoffnung. Gesundheitsminister Rudolf Anschober hatte erklärt, man werde die Entscheidung des großen Nachbarn mit Interesse verfolgen. Christian Ebenbauer, der Vorstandsvorsitzende der Liga, sagt: "Es sind viele Parameter offen." Diese Themen werden behandelt:

Fortsetzung: Die zwölf Tipico-Bundesligisten sowie Cupfinalist Austria Lustenau befinden sich seit dem 20. April im Kleingruppentraining ohne Körperkontakt. Sie dürfen zumindest bis zum 15. Mai nicht ins Mannschaftstraining einsteigen. Vor einer Wiederaufnahme, die mit dem Cup-Endspiel Red Bull Salzburg gegen Lustenau starten würde, sind mindestens zwei Wochen Teamtraining notwendig. Deshalb könnte der Neustart frühestens Ende Mai erfolgen. Bis 31. Juli müssten je zehn Runden in der Meister- und Quali-Gruppe ausgetragen werden.

Christian Ebenbauer, der Vorstandsvorsitzende der Liga, hat noch viele offene Fragen.
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Wirtschaftliche Folgen: Die würde den Vereinen rund 13 Millionen Euro aus dem TV-Vertrag bringen. Dem gegenüber stehen Kosten für Corona-Tests (ca. 1,2 Millionen Euro) oder der Wegfall der staatlichen Unterstützung durch Kurzarbeit. Im Endeffekt würden die Klubs mit Geisterspielen zwar schlecht, aber doch weit besser als ohne aussteigen.

Politische Vorgaben: Das Gesundheitsministerium schmetterte den Liga-Plan ab, im Falle eines positiven Tests nur den Betroffenen in Quarantäne zu stellen, und forderte stattdessen die Isolierung der kompletten Mannschaft, auch jener des Gegners. Das wäre ein Waterloo, ein Totalschaden, der endgültige Abbruch. Man muss also einen Kompromiss mit Minister Rudolf Anschober finden.

Kalender: Egal, ob abgebrochen wird oder nicht, Einnahmen aus Ticket- und Logen-Verkäufen, Kantinen-Geschäft etc. fallen weg. Das droht auch in der nächsten Saison, denn die Zulassung von Publikum dürfte noch länger unwahrscheinlich sein. Bis zum 31. August herrscht ein Veranstaltungsverbot. Deshalb ist ein möglichst später Beginn der Spielzeit 2020/21 ein Thema. Der September bietet sich an.

Aufstockung: Ried und Austria Klagenfurt, derzeit Erster und Zweiter in der 2. Liga, stellten den Antrag auf Erweiterung des Oberhauses von zwölf auf 14 Klubs. Beide Aufstiegsaspiranten kündigten im Falle einer Ablehnung den Gerichtsweg an. Sollte der Antrag wider Erwarten angenommen werden (Zweidrittelmehrheit notwendig), hätte das weitreichende Folgen, zum Beispiel auf den Modus, auf die Auf- und Abstiegsregelungen und auf den TV-Vertrag. Die aktuelle Saison der 2. Liga dürfte abgebrochen werden, sie ist finanziell kaum zu stemmen. Darüber entscheidet aber nicht die Hauptversammlung, sondern die Klubkonferenz am 12. Mai. Ried hat vorgeschlagen, auf freiwilliger Basis fertig zu kicken. Wer will, der soll. Das klingt eher unrealistisch, es blieben maximal sieben der 16 Teams übrig.

TV-Vertrag: Der Kontrakt mit Hauptlizenznehmer Sky läuft bis einschließlich 2021/22 und bringt den Bundesligisten mehr als 30 Millionen Euro jährlich. Bei einer Aufstockung und einer dadurch nötigen Formatänderung hätte der Pay-TV-Sender das Recht, aus dem Vertrag auszusteigen. Dieses Thema steht am Donnerstag ebenso auf der Agenda wie die von einigen Seiten erhobene Forderung, Geisterspiele im Free-TV zu zeigen. Dabei müsste allerdings eine Einigung mit Sky erzielt werden.

Lizenzen: Das relativ strenge Lizenzierungsverfahren, das über die Teilnahme an der nächsten Saison entscheidet, wird wohl aufgeweicht. Zumal die UEFA allen vorgeschlagen hat, die finanziellen Kriterien auszusetzen. Außerdem sollen Vereine, die während der Spielzeit in die Insolvenz schlittern oder Konkurs anmelden, was in Zeiten von Corona zu befürchten ist, nicht mehr automatisch absteigen müssen. Sie dürfen weiterhin professionell Fußball spielen. Mögliche Sanktionen wären stattdessen Punkteabzüge oder Budgetgrenzen bei Transfers. Die Liga wird übrigens keinen Millionenkredit aufnehmen. Der Aufsichtsrat könnte aber aufgesteckt werden, das ist ein Begehren u. a. von Rapid, der Wiener Austria und Sturm Graz. (Christian Hackl, 6.5.2020)