Angesichts der äußerst regen Betriebsamkeit in einigen deutschen Bundesländern war es fast schon erstaunlich, dass die deutsche Kanzlerin Angela Merkel die 16 Ministerpräsidenten der Länder am Mittwoch noch einmal zu einer Konferenz locken konnte.

Von großer Einigkeit merkte man in den vergangenen Tagen nämlich kaum noch etwas. Sachsen-Anhalt war schon vorgeprescht und erlaubte auf einmal Treffen von fünf Personen, Niedersachsen kündigte plötzlich an, die Gastronomie zu öffnen. Und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) zeigte sich über die Alleingänge zwar unglücklich, legte aber auch flugs einen weiß-blauen Exit-Plan vor – alles noch vor dem Gespräch mit der Kanzlerin.

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Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel.
Foto: Michael Sohn/REUTERS

Merkel war zwar als Krisenmanagerin sehr gefragt, als es galt, sehr unangenehme Einschränkungen zu verkünden. Doch bei den Lockerungen und Schritten zurück Richtung normales Leben wollten die Ministerpräsidenten schon selbst glänzen und frohe Botschaften unters Volk bringen.

Es ist ihr Recht, sie sind zuständig, zudem hat sich der Infektionsverlauf in den einzelnen Ländern unterschiedlich entwickelt. Dennoch gibt der Wettlauf kein gutes Bild ab. Immerhin hat Merkel noch eine weitere, wenn auch erleichterte Kontaktbeschränkung und einen Notfallplan, falls die Zahl der Neuinfektionen wieder steigen sollten, durchgesetzt. In diesem Fall wird sie wieder eingreifen und die strenge Krisenmanagerin geben müssen.(Birgit Baumann, 6.5.2020)