Der Kranich wähnt sich in den Fängen der Helfer, diesen wiederum geht es mit der Hilfe suchenden AUA-Mutter ebenso.

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Wien – Noch ist nicht klar, wie weit sich der Kranich in die Fänge des bundesdeutschen Adlers zu begeben hat, um dessen Milliardenhilfe in Anspruch nehmen zu können. Der deutsche Finanzminister Olaf Scholz hat in der Frage von Staatshilfen für den Lufthansa-Konzern erneut bekräftigt, dass man Wege finden müsse, bei denen die Steuerzahler nicht nur für Verluste zuständig seien. "Wir müssen Regelungen finden, die dazu beitragen, dass das Unternehmen mit genügend Liquidität ausgestattet ist, dass aber gleichzeitig auch gewährleistet ist, dass die Steuerzahler nicht nur für die Verluste zuständig sind, sondern, wenn es wieder aufwärts geht, auch dabei sein können", sagte der SPD-Politiker in der ARD.

Partner für die AUA

Auch hierzulande will sich die Regierung nicht das Messer ansetzen lassen. Es geht wie berichtet um Staatshilfe von fast 800 Millionen Euro, die die Mutter Lufthansa für die Tochter lukrieren will. Im Gegenzug will die heimische Regierung von der AUA-Mutter eine Standortgarantie und die Zusicherung, dass die AUA ihre Drehkreuzfunktion in Wien samt Langstrecken behalten darf.

Zum jetzigen Zeitpunkt stehen rechtsverbindliche Garantien, aber auch Szenarien für eine geordnete Insolvenz oder andere Partner für die AUA im Raum. Vor allem was letzteren Punkt betrifft, schießen hierzulande zahlreiche Fantasien ins Kraut. Es ist eine illustre Runde, die dabei ins Spiel gebracht wird – Gesellschaften mit Rang und Namen in der Airline-Branche. Die Golfairlines Etihad und Emirates, China Air und vor allem die IAG-Tochter British Airways werden als Interessenten etwa für Assets wie Slots der AUA oder als Partner ins Spiel gebracht.

Nüchtern betrachtet

Fachleute beurteilen das eher als Hirngespinste. Dass derzeit eine Airline investieren wolle – bei all den unsicheren Aussichten –, sei absolut unwahrscheinlich, heißt es in der Branche. Geld habe derzeit keine Fluggesellschaft übrig. British Airways will zudem bis zu 12.000 Stellen streichen. Wollte die Mutter IAG AUA-Destinationen im Osten ansteuern, könnte sie dies mit der in Wien stationierten Billigtochter Level tun. Auch nach einer Marktausweitung dürfte derzeit keine Airline dürsten.

Der deutsche Luftfahrtprofessor Christoph Brützel sieht die Debatten um die Staatshilfen in Deutschland und Österreich nüchtern. Die Lufthansa-Gruppe würde die AUA "auf keinen Fall fallenlassen, sondern den D-A-CH-Markt nicht aus der Hand geben". Der Kranich wolle sich eben für die Zukunft "nicht schlechtergestellt wissen als die Konkurrenten IAG und Air France / KLM, die bereits staatliche Zusagen haben". Man baut sichtlich da wie dort Drohszenarien auf.

Businessplan

Bei der AUA geht es derweil um den Businessplan, der eine Kostenreduktion um ein Fünftel beinhaltet und den der AUA-Vorstand umsetzen will. Bis zum späten Abend hat am Mittwoch der Aufsichtsrat der österreichischen Lufthansa-Tochter getagt. Das Management habe sehr ausführlich über die Verhandlungen sowie über die Liquiditätssituation berichtet, hieß es nach der Sitzung. Gleichzeitig wurde der Vorstand jedoch aufgefordert, das Unternehmen auf "Alternativszenarien" vorzubereiten. Was dem Vernehmen nach bedeutet, dass der Weg in eine geordnete Insolvenz führen würde, sollten geplante Kostenschnitte nicht realisiert werden können. Das soll heißen: Bis 2023 sollen 1.100 der 7.000 Jobs abgebaut werden, und die Gagen um 13 Prozent sinken. (rebu, red, 6.5.2020)