SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner blieb im "ZiB 2"-Interview Geradlinigkeit schuldig.

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Es würde einiges erklären, wenn Pamela Rendi-Wagner zu jenem Menschenschlag gehören würde, den Gemeinheiten und vernichtende Kritik nur noch weiter anspornen. Es wäre ein Grund, wieso sie gegen alle Widerstände immer noch SPÖ-Chefin sein will. Und auch für ihre Antworten im "ZiB 2"-Interview am Mittwochabend. Da hatte die Journalistin Anneliese Rohrer zuvor konstatiert: "Sie kann Politik nicht." Offenbar motivierte das Rendi-Wagner, im Anschluss minutenlang auf eine einfache Frage keine Antwort zu geben, sondern vorbereitete Botschaften abzuspulen. Sie kann Politik!

Die SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner in der "ZiB 2" am Mittwochabend.
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Die einfache Frage von Interviewerin Lou Lorenz-Dittelbacher lautete, wo Rendi-Wagners Schmerzgrenze bei der Mitgliederbefragung über ihren Verbleib als Parteichefin gelegen sei. Gewonnen hatte sie das Ding schon, es wäre also unverfänglich gewesen, etwa "62,5" zu sagen. Doch Rendi-Wagner entschied sich fürs Ausweichen, offenbar aus Prinzip.

Politischer Tritt gegens Schienbein

Auch zum Ende des Interviews blieb sie Geradlinigkeit schuldig. Das gipfelte im Vorwurf an Lorenz-Dittelbacher, sie spiele Arbeitszeitverkürzung und Mindestlohn gegeneinander aus – dabei hat der burgenländische Landeshauptmann genau das am Vorabend gemacht, um Rendi-Wagner politisch gegen das Schienbein zu treten.

Vielleicht wollte Rendi-Wagner aber auch gar nicht zeigen, dass sie Politik kann, sondern dem Publikum ein kleines Stück der alten Normalität zurückgeben, indem sie die ganz alte Schule der Politikerinterviews auspackte. (Sebastian Fellner, 7.5.2020)