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Links Grün, rechts Türkis – und in der Mitte die Bundesregierung ziemlich stabil.

Foto: AP/Fohringer

Linz – Mag es auch da und dort Unstimmigkeiten zwischen den ungleichen türkisen und grünen Koalitionspartnern (etwa über die Vermögensbesteuerung) geben – insgesamt glauben nur sechs Prozent der österreichischen Wahlberechtigten, dass die Zusammenarbeit in der Bundesregierung nicht stabil und gut funktioniere.

Das geht aus der wöchentlich durchgeführten Umfrage für den Market-Gesellschaftsindikator hervor. Werner Beutelmeyer, Chef des Linzer Meinungsforschungsinstituts, zum STANDARD: "Das Coronavirus hat in Österreich inzwischen seinen Schrecken verloren, nur acht Prozent sehen das Virus momentan als 'sehr bedrohlich' an. Vor fünf Wochen, so um den 1. April, waren das noch dreimal so viele. All die in der Zwischenzeit gesetzten Maßnahmen werden mehrheitlich als richtig und wirksam eingestuft. Der Regierung hat dies Zustimmung gebracht."

Besondere Zustimmung bekommt das medizinische System. Market fragte, als wie vertrauenswürdig verschiedene Verantwortungsträger und Personen eingestuft werden. Auf einer fünfstufigen (Noten-)Skala geben 28 Prozent dem Gesundheitswesen ein Sehr gut, weitere 40 Prozent ein Gut. Nur vier Prozent geben ein Nicht genügend. Und: Wer sich persönlich oder seine Familie als von Corona gefährdet einstuft, gibt dem Gesundheitssystem noch bessere Noten.

Zum Vergleich: Das Pensionssystem, eine weitere wichtige Säule der sozialen Sicherheit, bekommt deutlich schlechtere Noten. Diesem geben nur 16 Prozent einen Einser und weitere 35 Prozent einen Zweier. Das Vertrauen ins Pensionssystem ist bei den über 60-Jährigen (von denen der Großteil bereits aus Pensionsbezieherinnen und Pensionisten besteht) sehr stark ausgeprägt, besonders in der Altersgruppe zwischen 30 und 50 gibt es aber besonders starke Zweifel.

Für das Vertrauensranking zieht Market jeweils die Summe der Prozente heran, die für die beiden Topnoten vergeben wurden. Beinahe gleichauf mit dem Gesundheitswesen (68 Prozent) sind Polizei und Wohngemeinde (je 66 Prozent), der Bundespräsident und das Bundesheer (je 62) sowie Bundesregierung und Arbeiterkammer (je 60).

Ganz weit hinten in der Vertrauenswürdigkeit liegen die Oppositionsparteien – für sie hagelt es von 35 Prozent Vierer und Fünfer, und nur 26 Prozent geben Einser und Zweier.

Beutelmeyer: "Die erklärten Wähler der SPÖ zeigen mehrheitlich sehr hohes Vertrauen in die Opposition. Die Anhänger der Neos und der Freiheitlichen sehen das ganz anders: Vor allem FPÖ-Wähler sehen ihre Partei offenbar nicht als Teil des Spiels von Regierung und Opposition – sie misstrauen überhaupt dem ganzen System, auch die wenigen Misstrauensäußerungen gegen das Gesundheitssystem kommen vor allem von Leuten, die uns am Schluss der Umfrage sagen, dass sie FPÖ wählen würden."

Ebenfalls im unteren Bereich liegen die Medien: Zwölf Prozent halten sie für gar nicht vertrauenswürdig, weitere 18 Prozent geben einen Vierer. Dieses Bild entsteht vor allem dadurch, dass Wähler der FPÖ und jenes Viertel der Befragten, das nicht wählen würde, den Medien besonders stark misstraut.

Auch die Einschätzung der Stabilität der Regierung ist in den unterschiedlichen Parteiwählerschaften ganz unterschiedlich ausgeprägt. Am harmonischsten wird die Regierungszusammenarbeit von erklärten Wählerinnen und Wählern der ÖVP gesehen: Sie geben zu 43 Prozent ein Sehr gut und zu 47 Prozent ein Gut. Die Vergleichswerte in der Grünen-Wählerschaft liegen bei 21 und 60 Prozent. Die Nicht genügend liegen bei den Anhängern der Koalitionsparteien unter einem Prozent – bei FPÖ-Wählern aber bei 31 Prozent. (Conrad Seidl, 7.5.2020)