Allein die Lektüre diverser Onlineforen veranschaulicht recht deutlich: SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner zählt – und dies seit Monaten – zu den bestgehassten politischen Persönlichkeiten der Republik.

Die leidenschaftlichsten Bashing-Attacken kommen meist aus ihren eigenen (Männer-)Reihen. Rote Twitter-Könige zündeln online, dass die Funken fliegen. Mit dem Vorwand, es sei im Sinne der roten Bewegung. Die Kritik ist von tiefer Missbilligung getragen: Sie kann es einfach nicht, sie ist für die Politik nicht geeignet, zu wenig authentisch.

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SPÖ-Parteichefin Pamela Rendi-Wagner
Foto: Reuters/Leonhard Foeger

Aber irgendwie scheinen sie alle diese attraktive, fragil erscheinende Ärztin unterschätzt zu haben. Rendi-Wagner hat die Doskozils, Dornauers und Schnabls jetzt brutal weggelächelt und ihnen die von ihr in Auftrag gegebene Befragung der Parteibasis auf den Tisch gelegt: 71,4 Prozent der SPÖ-Mitglieder meinen demnach, sie solle weiter Vorsitzende bleiben. Dass nun postwendend aus den bekannt anonymen roten Kreisen lanciert wird, die Beteiligungsquote von 42,7 Prozent sei womöglich gefälscht, war zu erwarten.

Die ständige Beschäftigung mit ihren internen Widersachern bot Rendi-Wagner bisher kaum den Raum, ihre Vorstellungen einer sozialdemokratisch orientierten Gesellschaft effektiv in die Politik einzubringen. In ihren Parlamentsreden lässt sie aber erkennen, dass sie – politisch inzwischen gereift – dazu gewiss das Potenzial besitzt.

Pamela Rendi-Wagner hat sich jedenfalls ihre Chance couragiert erkämpft – und auch verdient. (Walter Müller, 8.5.2020)