Ein Bild aus Zeiten vor Covid-19: als der Karfiol noch eine ordentliche Größe hatte.

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Corona, Corona, Corona – hört denn das nie auf? Nein, es hört nicht auf, solange die Nanosau im globalen Match "Virus versus Homo sapiens" die Oberhand hat, und die hat sie. Die Nanosau killt einen Menschen nach dem andern, aber die Menschen sind unfähig, ihr die Flötentöne beizubringen. In dieser verzweifelten Situation kommt man auf unorthodoxe Therapiegedanken wie etwa der US-Präsident.

Gut, wer sich morgens ein Stamperl Ajax, mittags ein paar Tabs für den Geschirrspüler und abends eine Spritze Meister Proper einverleibt, der erkrankt sicher nicht mehr an Covid-19. Dennoch bleibt fraglich, ob sich vorsorgliches Abkratzen in der breiten Masse als Dauerprophylaxe durchsetzen wird.

Dabei gäbe es ökonomisch so viel zu tun! Den Managern in der Autoindustrie gebühren höhere Boni, damit sie uns nicht nach Liberia oder auf die Fidschiinseln abhauen. Jeff Bezos hat die größten Sorgen, weil seine Arbeiter Geld von ihm wollen und hysterisch an ihrer Gesundheit hängen. Und wo sind die Pläne, um den Flugverkehr nach der Corona-Krise kompensationshalber zu verdoppeln? Niemand redet über den Bau einer vierten Flugpiste in Schwechat, dabei wäre die Diskussion überfällig.

Faustgroßer Karfiol

Auch auf den Schlaf wirkt sich das Virus aus. Man schläft zu lange oder zu kurz, wacht zu grotesken Zeiten auf und schläft zu absurden Zeiten ein. Und man träumt irres Zeug. Ich habe kürzlich von zwei riesigen Karfiolrosen geträumt, ein Trauminhalt, der mir in meinem Leben zuvor noch nie untergekommen ist. Die Traumanalyse war nicht schwierig. Bei dem Karfiolmotiv handelte es sich, psychoanalytisch gesprochen, um die Bearbeitung eines Tagesrests, der meinem Unbewussten ein Rätsel aufgab.

Das Rätsel: Ich stelle fest, dass die Karfiolrosen im Supermarkt meiner Wahl seit Wochen viel kleiner sind als gewohnt. Meist werden ausschließlich kleine Karfiols (Karfiolen? Karfiöler?) feilgeboten, und mit "klein" meine ich, dass die Dinger (exklusive der Blattummantelung) nicht größer waren als gerade einmal faustgroß.

Die zeitliche Parallelität dieser Gemüseschrumpfung mit der Corona-Krise ist so evident, dass ich sogar einen kausalen Zusammenhang zwischen beidem nicht ausschließen mag. Ist der Karfioldüngernachschub aus Schanghai ausgeblieben? Leiden alle Karfiolbauern an Covid-19? Noch ein Corona-Mysterium, das dringend der Klärung harrt. (Christoph Winder, 9.5.2020)