Nehammer (links) verabschiedet Lang in den Ruhestand.

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Am Freitag präsentierten Innenminister Karl Nehmanner (ÖVP) und der Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, Franz Lang, die Zahlen der polizeiliche Kriminalstatistik zum Jahr 2019. Außerdem sprachen sie darüber, wie sich die Kriminalität während der Corona-Pandemie verändert hat. Zudem verabschiedete der Innenminister Lang in den Ruhestand.

Zu den Zahlen: "Die gute Nachricht", so der Innenminister, sei, dass Österreich nach wie vor zu den sichersten Ländern der Welt zähle. Zwar sei sei Gesamtkriminalität im Vergleich zu 2018 um 3,4 Prozent gestiegen, langfristig gehe der Trend aber generell nach unten. Die Aufklärungsquote sei mit 52,5 Prozent konstant hoch, berichtete Lang.

Internetkriminalität: Diese ist laut Kriminalstatistik mit 28.439 Anzeigen um rund 45 Prozent gestiegen. Über die Hälfte der Anzeigen in diesem Bereich betrafen den Internetbetrug. Gleichzeitig ist hier die Aufklärungsquote mit etwa 38 Prozent recht niedrig.

Schlepperkriminalität: Laut Lang hat man diese "im Auftrag des Chefs", wie er mit Blick auf Nehammer sagt, besonders im Auge. Die Herausforderung sei, neue Routen und Businessmodelle rechtzeitig zu erkennen, man beobachte etwa, dass einstige Schlepper zurück im Drogen- und Waffenhandel seien, außerdem werde vermehrt auch zurück ins Heimatland geschleppt. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Schlepperkriminalität um 8,5 Prozent.

Gewaltdelikte: Hier wurde eine Steigerung um etwa fünf Prozent verzeichnet, zum größten Teil sei diese auf den öffentlichen Raum zurückzuführen, so Lang. Bei etwa 60 Prozent der Fälle gebe es eine Täter-Opfer-Beziehung, außerdem werde das Messer als Tatwaffe immer häufiger verwendet. Die Zahl der vollendeten Morde lag 2019 bei 65; das folgt zwar einer kontinuierlichen Steigerung der letzten fünf Jahre, liegt aber dennoch deutlich niedriger als noch im Jahr 2010. 58 Prozent der Mordopfer sind Frauen. Diese Morde passieren laut Lang vor allem im privaten Bereich, während Männer eher im öffentlichen Raum zu Opfern werden.

Einbrüche und Diebstähle: Diese Delikte sinken, so gab es laut Lang etwa zehn Prozent weniger Einbrüche in Wohnräume. Taschendiebstähle seien um etwa 15 Prozent gesunken, Kfz-Diebstähle immerhin um gut ein Prozent.

Wirtschaftskriminalität: Um fast 25 Prozent stieg die Wirtschaftskriminalität an, der Großteil der Fälle in diesem Bereich entfiel 2019 auf Betrugsdelikte, davon wurden 43.887 Fälle angezeigt.

Trickbetrug: Dieser steigt besonders rasant an, um etwa 50 Prozent. "Die beschäftigen uns von Jahr zu Jahr mehr", sagt Lang, meist gehe es darum, dass älteren Personen etwas vorgegaukelt wird, um ihnen Geld abzuknöpfen. "Hier entwickeln wir spezielle Programme, um dem ordentlich entgegenzustehen", so Lang.

Die Täter: Insgesamt ist die Zahl der ausgeforschten Tatverdächtigen auf 304.422 gestiegen. Die Zahl der Verdächtigen ohne österreichische Staatsbürgerschaft sei um sechs Prozent gestiegen, jene der inländischen um 5,2 Prozent. Bei einzelnen Deliktsformen liege die Ausländerquote deutlich höher, etwa bei Kfz-Diebstählen. 2019 stammten laut Lang 13.000 Straftäter aus Rumänien und je 11.000 aus Deutschland und Serbien.

Größter Anstieg in Salzburg

In drei Bundesländern lag die Zahl der Gesamtanzeigen 2019 höher als 2010. Sie stiegen in Salzburg um 10,6 Prozent (von 29.835 auf 33.007 bekanntgewordene Delikten), in Vorarlberg um 1,6 Prozent (von 20.657 auf 20.990) und im Burgenland um 0,7 Prozent (von 9.236 auf 9.301). In allen anderen Bundesländern ging die registrierte Kriminalität im vergangenen Jahrzehnt zurück, mit Abstand am stärksten in Wien (von 207.808 auf 173.574 Delikte um minus 16,5 Prozent) und in Kärnten (von 29845 auf 24.286 Delikte um minus 18,6 Prozent).

Kriminalität und Corona

Für das Jahr 2020 liegen nur einzelne Zahlen vor. So wurde ab Beginn der Corona-Krise und der Ausgangsbeschränkungen ein besonderes Augenmerk auf die Betretungs- und Annäherungsverbote gelegt. Da verzeichne man eine leichte Steigerung, so Lang. Nehammer verweist in dem Zusammenhang auf diverse Infokampagnen, die auch gemeinsam mit NGOs entwickelt wurden. "Gewalt in den eigenen vier Wänden kann nur dann bekämpft werden, wenn die Polizei davon Kenntnis erlangt. Dazu zu ermutigen ist ein wesentlicher Teil", sagt Nehammer.

Man beobachte außerdem, dass 2020 die Zahl der Einbrüche Corona-bedingt rasant gesunken sei, so Nehammer, während Internet- und Betrugsdelikte massiv gestiegen seien. Auch Drogen seien während des Lockdowns vermehrt online gekauft worden.

Lang geht in Ruhestand

Zum Ende der Pressekonferenz fand Nehammer verabschiedende Worte für Lang, der die Kriminalstatistik an diesem Tag zum letzen Mal präsentierte, weil er demnächst als Direktor der Bundeskriminalamts in Ruhestand geht. Ihm gebührten "voller Respekt und Anerkennung", so Nehammer, er habe stets "den Überblick bewahrt" und sei trotzdem "ein Mensch geblieben". Lang selbst zeigte sich gerührt, er wolle nach "42 Jahren Polizeiarbeit" keinen Tag missen.

Am Montag soll Langs Nachfolge ausgeschrieben werden, eine Kommission und der Minister treffen nach der Bewerbungsfrist die Entscheidung. Erst gestern wurde bekannt, dass Peter Gridling, der Direktor des Bundesamts für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) ebenfalls in Pension gehen wird, damit sind mehrere Spitzenposten im Innenministerium demnächst frei. (mcmt, elas, 8.5.2020)