Grund für eine Party? Nicht ganz. Aber zumindest gibt es Fortschritte bei Google.

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Eines kann man Googles Messaging-Strategie in den vergangenen Jahren wahrlich nicht unterstellen: Dass sie durch sonderliche Klarheit aufgefallen wäre. Ein Unzahl unterschiedlicher Apps in Kombination mit dauernden Umbenennungen und Neustarts führte dazu, dass irgendwann selbst eingeschworene Google-Fans den Überblick verloren. Und das hat durchaus negative Konsequenzen für das Unternehmen: War Google Talk einst ein Chat-Tool, das praktisch jeder nutzte, folgen schon deutlich weniger Nutzer auf Hangouts. Und bei Allo war das Vertrauen bereits soweit gebrochen, dass der Dienst innerhalb kurzer Zeit wegen akuter Erfolglosigkeit wieder eingestellt wurde.

Kooperation

Nun will Google mit diesem Wirrwarr aufräumen, wie The Verge berichtet. Sämtliche Messaging-Produkte sollen künftig in einem gemeinsamen Team bei Google entwickelt werden. Ob die Video-Chat-App Duo, das SMS/MMS-Programm Messages oder auch die Telefonie-App für Android oder die Enterprise-Produkte Google Meet und Google Chat, alle stehen sie ab sofort unter der Verantwortung von Google Vizepräsident Javier Soltero.

Soltero war erst vor wenigen Monaten zu Google gestoßen, und zwar als Vizepräsident für das Enterprise-Angebot GSuite. Zuvor war er einer der Erfinder der beliebten E-Mail-App Acompli, die später von Microsoft gekauft und in die neue Outlook-App umgewandelt wurde. Durch seine Position bei GSuite war er schon bisher auch für Google Chat und Google Meet zuständig, nun kommen die anderen Agenden hinzu.

Keine Zusammenführung

Dabei betont Soltero allerdings, dass es nicht das Ziel sei, sämtliche dieser Produkte miteinander zu integrieren, sondern einfach die Entwicklung besser aufeinander abzustimmen. Dem stimmt auch Android- und Chrome-OS-Chef Hiroshi Lockheimer zu, in dessen enges Team Soltero damit aufrückt. Man wolle nicht zuletzt Verwirrung ausräumen, und in Zukunft eine kohärente Vision in diesem Bereich verfolgen.

Baustellen

Einer der nächsten Schritte dürfte dabei die Zukunft von Hangouts sein. Schon seit langem wurde angekündigt, dass dies in Google Chat und Google Meet aufgehen soll – wobei allerdings Google Chat bisher nur für Unternehmenskunden verfügbar ist. Der Videokonferenz-Client Meet hingegen ist seit kurzem auch für normale Google-Nutzer nutzbar. Eine weitere Baustelle ist Android Messages, das zunächst als SMS-Client gestartet ist, mit RCS-Unterstützung aber zunehmend erweiterte Messenger-Features erhalten hat. Der weltweite Rollout des RCS-Supports verläuft derzeit aber äußerst langsam, was die Nützlichkeit dieser Funktionen erheblich reduziert. (apo, 08.05.2020)