Netflix arbeitet in "Hollywood" die Geschichte der sogenannten Traumfabrik auf.

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Die glamouröse Netflix-Miniserie "Hollywood" entführt ins Los Angeles Ende der 40er Jahre, um eine Art Wiedergutmachungsmärchen und Was-wäre-wenn zu erzählen. Der Autor und Produzent Ryan Murphy ("Glee") zeigt die Traumfabrik dabei als Schlangengrube. Einiges beruht auf wahren Begebenheiten, vieles ist aber zugleich überdreht und ad absurdum geführt.

Neben erdachten Charakteren kommen auch echte Namen vor, darunter Anna May Wong (Michelle Krusiec), Vivien Leigh (Katie McGuiness), Hattie McDaniel (Queen Latifah) und Rock Hudson (Jake Picking).

In der zweiten der sieben rund 50-minütigen Folgen äußert ein Nachwuchsregisseur seine Fassungslosigkeit über die Filmemacher in Hollywood. Manchmal denke er, die Leute in dieser Stadt verstünden ihre eigene Macht nicht: "Filme zeigen uns nicht nur, wie die Welt ist, sondern auch, wie sie sein könnte."

Sexismus, Rassismus und Schwulenfeindlichkeit

Genau das macht "Hollywood" dann – zeigen, wie es auch hätte sein können, wenn Sexismus, Rassismus und Schwulenfeindlichkeit schon früher in der Traumfabrik angegangen worden wären. Die Serie ist eine Art Traumaverarbeitung und nicht zuletzt des Skandals um den Produzenten Harvey Weinstein. Alles endet in einer idealisierten Oscar-Verleihung 1948.

Die kurzweilige Serie verdreht vielfach die Perspektive. Es sind vor allem Männer, die sich für ihre Karriere hetero- oder homosexuell prostituieren, darunter der junge Schauspieler Jack Castello, der sich an einer Tankstelle verdingt. Kundinnen und Kunden können mit dem Schlüsselwort "Dreamland" Sex mit den gut aussehenden Tankwarten kaufen.

Brillant besetzt sind die Rollen der starken Studiofrauen Avis Amberg und Ellen Kincaid (Patti LuPone und Holland Taylor). Und nicht zuletzt sticht Jim Parsons heraus – bekannt als Sheldon aus der Sitcom "The Big Bang Theory". Er spielt den intriganten Manager Henry Willson, den es wirklich gab.

Die Coronakrise warf allerdings auch auf "Hollywood" ihre Schatten. So konnte die Serie wegen der Pandemiebeschränkungen nicht deutsch synchronisiert werden. Netflix bietet aber Untertitel an. (APA, dpa, 8.5.2020)