Meldung zu 75 Jahren Kriegsende und Befreiung vom Nationalsozialismus am 8. Mai: "Die Israelitische Kultusgemeinde Wien legt einen Kranz am Denkmal der Opfer der Gestapo nieder, die FPÖ einen am ‚Trümmerfrauen-Denkmal’ in Wien." Passt eh, denn ein guter Teil der Trümmerfrauen waren Nationalsozialistinnen, die zu Aufräumungsarbeiten zwangsverpflichtet wurden. Aber manche mögen sich gewandelt haben, und Österreich verdankt ja allen "Trümmerfrauen" etwas.

IKG-Generalsekretär Raimund Fastenbauer, IKG-Generalsekretär Benjamin Nägele, VBgm. Birgit Hebein (Grüne), GR Niki Kunrath und Wr. Grünen-Klubobmann David Ellensohn im Rahmen einer Kranzniederlegung anlässlich 75 Jahre Kriegsende in Wien.
Foto: APA/HERBERT PFARRHOFER

Die Erinnerung an den 8. Mai 1945 war lange zwiespältig: zwischen "Niederlage" und "Befreiung". Die meisten waren wohl nur froh über das Kriegsende. Unmittelbar erlebten die meisten zuerst die Bombardierung durch Amerikaner und Briten, dann die Plünderungen und Vergewaltigungen durch Russen. Wenige gaben sich klar Rechenschaft darüber, dass das eine Folge des NS-Kriegs war.

Später wurde der Staatsvertrag, der Abzug der Besatzungsmächte 1955, das eigentliche Freiheitssymbol. Leopold Figl hätte da "Österreich ist endgültig frei!" rufen müssen, aber das war nicht so eingängig.

Bis vor wenigen Jahren hatten die FPÖ, Burschenschaften und Rechtsextreme den 8. Mai am Heldenplatz mit einer "Opferfeier" gekapert, ab dem Jahr 2013 wurde er durch ein "Fest der Freude" "zurückerobert". Heuer fand das umständehalber im Internet statt. Auch gut, denn Erinnerung muss immer wieder aufs Neue erkämpft werden. (Hans Rauscher, 8.5.2020)