In der OMV rumort es. Obwohl der Ölkonzern einen Sparkurs fährt, der wegen der Corona-Krise noch verschärft wurde, bringen hohe Vorstandsgagen sowie Berichte über Firmenreisen mit Privatjet oder Luxusfeiern die Gemüter in Wallung. Denn während allerorts gespart wird, schöpft Konzernchef Rainer Seele offenbar aus dem Vollen. Abhängig vom jeweiligen Wert der Aktien, die Teil der Vergütung sind, kommt der 59-jährige Deutsche für 2019 auf bis zu sieben Millionen Euro, womit er als bestbezahlter Manager des Landes gilt.

Gewinne im Vorjahr

Freilich, im Vorjahr sprudelten die Gewinne bei der OMV noch üppig, mehr als 2,1 Milliarden Euro waren es in Summe. Allerdings ist wegen der Corona-Krise mittlerweile Sand im Getriebe, sodass im ersten Quartal ein Nettoverlust von 68 Millionen Euro anfiel – und das in einer Zeit, zu der die OMV ohnedies ihre Mittel beisammenhalten muss, um die gut vier Milliarden Euro zu stemmen, mit denen die OMV die Mehrheit an dem Kunststoffkonzern Borealis erwirbt. Da passt es nicht gut ins Bild, wenn Berichte über Vorstandsflüge mit einem Privatjet und Luxusfirmenfeiern publik werden – selbst wenn diese aus besseren Zeiten stammen.

Rainer Seele gilt als bestbezahlter Manager des Landes.
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Das Magazin Dossier berichtet von zahlreichen Flügen von 2016 bis 2019 unter Berufung auf vorliegende Rechnungen des Bedarfsflugunternehmens Jetfly Airline. Besonders beliebte Destinationen sollen dabei die Emirate, Russland und Irland gewesen sein, aber auch innerösterreichische Verbindungen waren darunter. Ein Beispiel: Für einen Hin- und Rückflug von Wien nach Klagenfurt sollen laut Dossier im August 2017 mehr als 4900 Euro fällig geworden sein – mit Seele als einzigem Passagier.

Ein stolzer Preis, zumal solche Kurzstreckenflüge generell nicht gut in die CO2-Bilanz eines Konzerns passen, der sich selbst einen grünen Anstrich verpassen will. "Flüge werden generell nur nach dienstlicher Notwendigkeit durchgeführt", erklärt OMV-Sprecher Andreas Rinofner auf Anfrage. Jetflüge würden "nur in begrenzten Ausnahmefällen" gemäß der Reiserichtlinie genutzt. Etwa bei mehreren Terminen an verschiedenen Orten, die mit Linienflügen schwer erreichbar seien.

Üppiges Aktienpaket

Für 2019 erhielt Konzernchef Seele eine Vergütung von 3,36 Millionen Euro, die sich aus fixen und variablen Zahlungen zusammensetzt, wie aus dem Geschäftsbericht hervorgeht. Bemerkenswert daran: Etwas mehr als eine Million Euro davon erhielt er dafür, dass er interimsmäßig für ein halbes Jahr auch den Bereich "Marketing and Trading" leitete. Zusätzlich erhielt Seele im Vorjahr 60.971 OMV-Aktien, die damals noch deutlich mehr als drei Millionen Euro wert waren. Inzwischen ist der Wert das Aktienpakets an der Börse auf 1,9 Millionen zusammengeschmolzen.

Auch an den 2015 ausgeschiedenen Ex-OMV-Chef Gerhard Roiss flossen im Vorjahr noch mehr als drei Millionen Euro.
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Aber auch nach dem Ausscheiden aus dem OMV-Konzern endet der warme Geldregen für Vorstände nicht zwingend. Seeles Vorgänger an der Spitze der OMV, Gerhard Roiss, wird etwa seit seiner Ablöse Mitte 2015 noch mit üppigen Zahlungen seines früheren Arbeitgebers bedacht, allein im Vorjahr waren es mehr als 3,1 Millionen Euro. Für die Bezüge aktiver und ehemaliger Vorstände ist der Aufsichtsrat zuständig, über den die Aktionäre bestimmen.

Schon zuletzt war auch Kritik an einer geplanten Dividendenerhöhung trotz des Sparkurses aufgeflammt – nach 1,75 Euro sollte die Ausschüttung pro Aktie auf zwei Euro gehievt werden. Wegen der Corona-Krise musste die Hauptversammlung auf 29. September verschoben werden, zuvor soll ein neuer Dividendenvorschlag präsentiert werden. Die OMV steht zu 31,5 Prozent im Besitz der Staatsholding Öbag, mit 24,9 Prozent ist der Staatsfonds aus Abu Dhabi, Mubadala, beteiligt, der Rest ist Streubesitz. (aha, 9.5.2019)