"Hollywood", neu auf Netflix.

Foto: netflix

Oh Hollywood, du Sündenpfuhl! Mächtige Traumfabrikanten vergeben Hauptrollen an ihre Mätressen, aufstrebende Schauspieler verdingen sich als Callboys auf elitären Filmpartys. Auch wenn es durchaus Parallelen zu Ereignissen der letzten Jahre gibt: Die Netflix-Serie Hollywood spielt in den Vierzigerjahren – knapp nach dem Zweiten Weltkrieg, als die Kinos voll waren und die US-Sittenwächter den "Hays Code" erließen, um unmoralisches Verhalten von der Leinwand zu verbannen.

Doch hinter den Studiotüren regieren Sex, Gier, Rassismus und Homophobie. Junge Schauspieler sind für ein wenig Ruhm nicht nur bereit, ihre Seele verkaufen, sondern auch zu jeder sexuellen Gefälligkeit. Für Schwarze bleibt in Filmen dieser Zeit einzig die Rolle der devoten Diener; wer schwul ist, gilt als Paria. "Diese Stadt ist auf Heuchelei gebaut!", erkennt ein aufstrebender Darsteller, der sich an einer Tankstelle prostituiert.

Hätte der Kriminalromanautor James Ellroy mit seiner Vorliebe für Hollywood-Klatsch und die dunklen Seiten der US-Gesellschaft das Drehbuch der siebenteiligen Serie geschrieben: Es wäre ein faszinierendes Epos voller Gewalt, Blut und Dreck geworden. Eines, das wehtut, aber genau deshalb entlarvend wirkt.

Doch den Produzenten Ryan Murphy und Ian Brennan (Glee, The Politician) geht bereits ab der vierten Folge die erzählerische Luft aus. Die Figuren bleiben in ihrer polierten Oberflächlichkeit erschreckend eindimensional – und das problembefreite La La Land-Finale erzeugt in seiner bonbonfarbenen Saccharinsüße sogar reichlich undezente Würgreize. (Nana Siebert, 11.5.2020)