Nicht nur international, auch national werden neuerdings Schutzmasken in großen Mengen produziert. In Wiener Neudorf stellen Lenzing und Palmers derzeit zwölf Millionen MNS-Masken pro Monat her.

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Es ist erst wenige Wochen her, dass teils selbst Ärztinnen und Ärzte in Spitälern und Ordinationen mitten in der Corona-Krise ohne ausreichende Schutzausrüstung dastanden. Es gab Spitalsmitarbeiter und Pflegekräfte, die verzweifelt um mehr Schutzmasken baten. Auch die Ärztekammer wies auf einen eklatanten Mangel hin. Mit dem Abflachen der berühmten Kurve und immer weniger aktiven Coronavirus-Fällen in Österreich hat sich aber auch die Situation in puncto Schutzausrüstung für das medizinische Personal vorübergehend entspannt.

Der Status quo am Weltmarkt ist freilich noch immer prekär: Weil die Pandemie noch lange nicht vorbei ist, herrscht weiterhin ein Griss um Schutzmasken und Co. Einige Anbieter und Kunden schrecken da auch nicht vor Wildwestmethoden zurück, wie selbst Gerry Foitik, Bundesrettungskommandant beim Österreichischen Roten Kreuz (ÖRK), einräumte. In diesem Umfeld muss auch Österreich um viel Geld Schutzausrüstung besorgen, um bei einer möglichen zweiten Welle gerüstet zu sein.

Keine zehn Prozent bisher eingetroffen

Die Zahlen des Roten Kreuzes, das für die Regierung die Bundesbeschaffung übernimmt, verdeutlichen die Dimension: Allein bis Mitte April hat das ÖRK 105 Millionen Masken am Weltmarkt bestellt. Seither sind noch mehr als eine Million weitere Masken bestellt worden: Insgesamt geht es aktuell um 75 Millionen OP- und MNS-Masken, fast 31 Millionen Masken der qualitativ besseren Kategorie FFP2 und 129.000 Stück der hochwertigen FFP3-Masken.

Die Krux an der Sache: Von dieser riesigen Bestellmenge ist erst ein kleiner Teil in Spitälern, Pflegeheimen und Ordinationen angekommen. Wie das Rote Kreuz auf Anfrage des STANDARD mitteilte, sind bislang knapp zehn Millionen Schutzmasken in Österreich eingetroffen – also keine zehn Prozent der Bestellmenge. 5,8 Millionen Masken wurden bereits verteilt. "Es trifft laufend neue Ware ein", sagte ein Sprecher. "Die Liefertermine von Masken reichen bis in den Dezember."

Der Großteil der Masken kommt aus China. Kleinere Mengen wurden auch in Großbritannien, Schweden und Deutschland eingekauft. Insgesamt wurden Masken im Wert von 87,7 Millionen Euro bestellt. Bezahlt wird laut Rotem Kreuz "ausschließlich nach Lieferung und bestandener Qualitätskontrolle".

Mangelnde Qualität und Downgrade

Denn bei Bestellungen gab es auch schon Probleme: So wiesen bei einer Lieferung von 1,7 Millionen Masken aus China nur 300.000 Stück die bestellte Kategorie FFP2 auf. Der Rest konnte nur noch als MNS-Masken verwendet werden. Laut ÖRK wurde diese Ware aber auch "zum Preis von MNS-Masken erworben".

Neben den Masken stehen auf der Bestellliste auch noch knapp 86 Millionen unsterile und 2,6 Millionen sterile Handschuhe, Overalls (735.000), Schutzmäntel (380.000), Sauerstoffbrillen/-masken (400.000) und Visiere (30.600).

Auch Kliniken und Bundesländer versuchen weiterhin, auf eigene Faust medizinisches Schutzmaterial zu beschaffen. Die Tirol-Kliniken etwa kauften über Mittelsmänner 35.000 FFP3-Masken in China ein – inklusive teils bewaffneten Schutzes beim Transport nach Innsbruck.

Masken in großen Mengen werden seit kurzem aber auch in Österreich produziert: Ein Joint Venture von Lenzing und Palmers, vor zwei Wochen gegründet, will in Wiener Neudorf die Produktion von derzeit zwölf Millionen Stück MNS-Masken pro Monat auf 25 Millionen Masken steigern. Auch FFP2-Masken sollen bald hergestellt werden können. (David Krutzler, 11.5.2020)