Kaum hatte der Rathausmann die Parksheriffs außer Dienst gestellt, machte sich die Exekutive wichtig. Den Freunden und Helfern musste mächtig fad sein, sie schienen mit der Kontrolle von Picknickern oder Freizeitsportlern im Schweizergarten heillos unterfordert. Dieser Eindruck drängte sich auf, wenn man dann und wann zu seinem auf einem mühsam ergatterten Parkplatz stehenden Auto kam.

An einem Samstag hatte sich so ein Organ geradezu ausgetobt – wie so manche unter Lagerkoller leidende Mitbürger auch, die heimtückisch vom Balkon aus vermeintlich ungehorsame Passanten vernaderten. "Aus eigener Wahrnehmung" habe er entdeckt, dass unser Testauto vor einer Einfahrt steht, war dem hinter den Scheibenwischer geklemmten kaum leserlichen Protokoll zu entnehmen. So etwas musste natürlich geahndet werden – frei nach dem Motto: Wenn sich schon zu wenige Corona-Gesetzesübertreter aufspüren lassen, die sich unbotmäßig benehmen, muss man auf Parksünder losgehen. Also keine Organverfügung, sondern gleich eine Anzeige.

Willkommenes Opfer

Abgesehen davon, dass vor diesem Blechtor seit Jahr und Tag kein Fahrzeug stört: Durch diese Einfahrt wird nie und nimmer jemand raus- oder reinfahren. Denn dahinter ist nichts als Abgrund. Wo einst eine bei Taxlern beliebte Diskonttankstelle war, findet sich jetzt eine Baugrube, einzig das Tor harrt noch der Abrissbirne. Das hat der schlaue Gesetzeshüter nicht überlauert oder bewusst übersehen. Ein formidabler Mazda mit Kärntner Kennzeichen ist da ein willkommenes Opfer. (Luise Ungerboeck, 19.05.2020)