Hochfahren.

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In Deutschland wird der "Fall Dynamo Dresden" diskutiert.

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Es schaut gut aus für die österreichische Fußballbundesliga, sofern ein Re-Start mit Geisterspielen als "gut" bezeichnet werden kann. Er wäre aber wohl eine wirtschaftliche Notwendigkeit. Vizekanzler und Sportminister Werner Kogler hat am Montagvormittag bei der gefühlten 623. Regierungspressekonferenz kundgetan, dass er zuversichtlich sei, "Ende Mai, Anfang Juni" wieder spielen zu können. "Es schaut ganz gut aus."

Schon ab Freitag (15. Mai) wird das Mannschaftstraining mit Körperkontakt erlaubt. Die Vereine haben sich mehr oder weniger einhellig darauf geeinigt, dass diese Phase zwei Wochen dauern müsse, um das Verletzungsrisiko zumindest zu minimieren. Kogler hat sich laut Kogler bei intensiven Gesprächen zwischen Gesundheitsministerium, Bundesliga und dem Österreichischen Fußballbund ÖFB "sehr eingesetzt zu vermitteln". Man werde nach einem letzten Informationsaustausch eventuell am Mittwoch Details präsentieren.

Verordnungen

Bereits am Dienstag wird Gesundheitsminister Rudolf Anschober, Koglers grüner Parteikollege, Auskunft geben, möglicherweise die Verordnungen vorlegen. Mit oder ohne Taferln. Anschober besteht wohl nicht mehr darauf, dass im Falle eines positiven Corona-Tests eines Spielers automatisch auch die komplette Mannschaft (sogar die des Gegners) in Quarantäne muss. Die Liga atmet also auf und durch. Markus Kraetschmer, der Vorstandsvorsitzende der Wiener Austria, sagt: "Es scheint wirklich so zu sein, dass wir nun zu einer vernünftigen Lösung kommen."

Zunächst soll in Klagenfurt das Cupfinale zwischen Titelverteidiger Red Bull Salzburg und dem Zweitligisten Austria Lustenau einer Erledigung zugeführt werden. Anfang Juni, so der Plan, starten die Meister- und Qualifikationsrunden der Tipico Bundesliga mit englischen Wochen. Zehn Runden sind noch zu absolvieren, Ende Juli will man fix und fertig sein. Im Hintergrund wird mit dem TV-Rechteinhaber Sky über die Freischaltung einzelner Partien verhandelt. Der ORF zeigt Interesse, ein Paket von zehn Matches (vornehmlich mit Rapid-Beteiligung) zu erwerben. Sky soll dem Vernehmen nach nicht gänzlich abgeneigt sein.

Was mit der Hpybet 2. Liga passiert, ist noch offen. Die 16 Vereine halten heute eine Videokonferenz ab. Die Mehrzahl sprach sich ja aus Kostengründen gegen die Wiederaufnahme aus. Bisher war nicht einmal das Kleingruppentraining gestattet, ab 15. Mai darf aber gemeinsam gearbeitet werden. SV Ried und Austria Klagenfurt haben ja angekündigt, im Falle des Abbruchs gegen die Ablehnung auf Aufstockung des Oberhauses von zwölf auf 14 Teams gerichtlich vorzugehen.

"Fall Dynamo Dresden"

In Deutschland wird ja bereits am Wochenende gekickt. Die Kritik am Re-Start ebbt nicht ab, der "Fall Dynamo Dresden" schlägt Wellen. Wenige Tage vor der Wiederaufnahme in der Bundesliga und der 2. Liga gerät das Konzept der Liga (DFL) durch die Quarantäne bei den Sachsen bedenklich ins Wanken. "Es war vorher schon unsolidarisch, halbgar und unverantwortlich", kritisierte der frühere Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Peter Dabrock. "Und jetzt wird es auch noch ungerecht."

War ein geordnetes Ende der Saison inmitten der Corona-Krise ohnehin schon schwer realisierbar, scheint dieses Vorhaben durch die vom Dresdner Gesundheitsamt angeordnete zweiwöchige Quarantäne für den gesamten Kader samt Trainer- und Betreuerstab des Zweitligisten nahezu unmöglich. Die DFL sieht ihre Pläne durch den "Fall Dresden" aber noch nicht gefährdet. "Ich interpretiere das nicht als Rückschlag. Mir war völlig klar, dass das jederzeit passieren kann", sagte DFL-Geschäftsführer Christian Seifert. "Wenn Dresden 14 Tage in Quarantäne geht, ist das kein Grund, die gesamte Saison infrage zu stellen." Doch wenn es nicht nur bei Dynamo bleibt? "Sollte es noch zwei, drei Fälle wie in Dresden geben, dann muss man schon sagen, dass das System auf tönernen Füßen steht", sagte Mönchengladbachs Sportdirektor Max Eberl.

Und dann geht auch noch eine andere Angst um. Am Samstag steigt das Revierderby zwischen Borussia Dortmund und Schalke. Es wird befürchtet, dass sich vor dem Stadion hunderte, wenn nicht tausende Fans versammeln, denen die Hygienevorschriften wurscht sind. Bremens Innensenator Ulrich Mäurer, im konkreten Fall nicht zuständig, wird nur ein einziges Mal Polizisten schicken, um eine mögliche Fan-Ansammlung vor dem Weserstadion aufzulösen: "Dann wird es kein Geisterspiel mehr geben." (Christian Hackl, 11.5.2020)