In den vergangenen Tagen haben verschiedene ÖVP-Politiker in den sozialen Medien eine selbstgebastelte Montage verschickt. Darauf zu sehen ist ein grafischer Vergleich, wie Österreich und Schweden durch die Pandemie gekommen sind. Die Aussage der Grafik ist klar: Schweden hat viel mehr Schaden erlitten als Österreich. Es gab dort mehr Tote je 100.000 Einwohner, die Wirtschaft ist stärker eingebrochen, und die Arbeitslosigkeit ist viel höher.

Ab 15. Mai sollen Lokale wieder öffnen dürfen.
Foto: APA/ROLAND SCHLAGER

Das Ganze hat einen üblen Beigeschmack von Schadenfreude, die nicht angebracht ist. Auch die Fakten sind nicht richtig: Zitiert wird etwa eine Prognose der EU-Kommission zum Wachstum. Ob diese so eintrifft, weiß keiner.

Das wirkliche Problem bei diesem Vergleich und vielen anderen ist, dass er viel zu früh kommt. Keine Frage: Österreich ist bisher gesundheitspolitisch gut durch die Corona-Krise gekommen. Die Spitäler waren nicht überfüllt, ein Massensterben wurde verhindert. Aber die Corona-Krise ist alles andere als vorbei. Die Schulen sind noch großteils zu, die Gastro ist gesperrt, ebenso die Hotels. Von Großveranstaltungen spricht ohnehin niemand.

Erst wenn die Lockerungen in den kommenden Wochen voranschreiten, wird man sehen können, wie gut welches Land durch die Krise gekommen ist. Hinzu kommt die Gefahr einer zweiten Welle im Herbst, in der kalten Jahreszeit. Abgerechnet wird zum Schluss. Wer das vergisst, dem kann eine böse Überraschung drohen. (András Szigetvari, 12.5.2020)