Gehen wir davon aus, dass die Hälfte der rund 35.000 rumänischen 24-Stunden-Betreuerinnen ihren Turnus in Österreich in der Coronavirus-Krise verlängert hat und die andere Hälfte im Heimatland auf ihren Einsatz wartet. Dann wollen in diesem Moment etwa 17.500 Betreuungskräfte nach Österreich, um zu arbeiten. Bei einer Auslastung von 350 Personen pro Zug, wie ursprünglich geplant, braucht es also 50 Zugfahrten, um sie herzubringen. Sitzen in jedem Zug so wenige wie in dem, der am Montag einfuhr, nämlich 80, braucht es über 200 Fahrten.

Der befürchtete Kollaps der 24-Stunden-Betreuung blieb bisher aus.
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Damit ist der Zugkorridor, den Europaministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) arrangierte, im besten Fall ein medienwirksamer Tropfen auf den heißen Stein. In Wahrheit aber lenkt er davon ab, warum der befürchtete Kollaps der 24-Stunden-Betreuung bisher tatsächlich ausblieb: wegen jener Hälfte der Betreuungskräfte, die nun schon Monate länger als vorgesehen die Stellung hält und weiterhin einen Knochenjob für schlechtes Geld macht.

Der Dank Österreichs dafür? Viele von ihnen haben nach wie vor keinen Zugang zum Härtefallfonds. Ein österreichisches Konto bleibt weiterhin eine Voraussetzung – um Missbrauch vorzubeugen, heißt von der Regierung.

Das kann in einem Europa, das in der Krise kooperieren muss, kein Argument sein. Und es ist fadenscheinig obendrein, wenn das Kindergeld, das man ohnehin empfindlich gekürzt hat, sehr wohl ins Ausland überwiesen wird. (Gabriele Scherndl, 11.5.2020)