Foto: Paradox

"An Heir is born" – Ein Thronfolger wurden geboren. So betitelt Paradox Interactive Crusader Kings 3, den langerwarteten Nachfolger der beliebten Grand-Strategy-Reihe. DER STANDARD konnte rund drei Tage lang eine Preview-Version anspielen und so erste Impressionen des anstehenden Spiels sammeln.

Deutlich schöner anzuschauen

Grafisch kann sich CK3 wirklich sehen lassen. Die neue Karte ist schön anzusehen und so detailreich wie noch nie. So werden sogar die aus dem Vorgänger bekannten Grafschaften nochmals auf die einzelnen Besitztümer heruntergebrochen. Auf der neuen Karte finden sich beispielsweise auch die Babenberger zu Wien als Lehnsherren des Barons Reginari von "Floridsforf".

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Fokus auf einzelne Charaktere

Im dritten Teil der Reihe liegt der Fokus nun noch stärker auf den einzelnen Charakteren und damit verbundenen Rollenspiel-Möglichkeiten. Jeder Charakter besitzt drei Persönlichkeitsmerkmale, die sein Verhalten bestimmten. Hinterhältige Vasallen werden eher Intrigen gegen ihren Herrscher schmieden, und feige Charaktere lassen sich eher einschüchtern. Auch der Spieler besitzt solche Persönlichkeitsmerkmale. Wird das in den eigenen Entscheidungen nicht genug berücksichtigt, steigt der eigene Stresspegel.

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Stress, Stress und nochmals Stress

Sollte dieser ein gewisses Level überschreiten, gibt es Konsequenzen. Hier auch schon der erste Kritikpunkt: Während dieses System interessante Möglichkeiten bietet und zu mehr Rollenspiel anregen soll, erschien es in der Preview-Version noch etwas unausgereift. Je nach Persönlichkeit kann man oft nicht anders, als Stress aufzubauen. Bei den meisten Charakteren gab es zudem nur die Möglichkeit, sich mit Festen oder Jagden zu beruhigen. Diese Mechaniken sind übrigens noch so, wie man sie aus dem Vorgänger kennt.

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Plane das Leben im Voraus

Was in CK II mit dem DLC "Way of Life" begonnen hat, ist nun einer der Grundpfeiler des Spiels. Durch einen Fokus auf den eigenen Lebensstil kann man die Entwicklung und die Ereignisse des eigenen Charakters beeinflussen. Es gibt nun jeweils drei verschiedene Möglichkeiten für die fünf Attribute Diplomatie, Kriegskunst, Verwaltung, Intrige und Bildung. Anders als im Vorgänger lohnt es sich hier vorauszuplanen, da diese nun auf einem Levelsystem basieren und den eigenen Charakter langfristig verbessern können.

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Deutlich zugänglicher für Anfänger

Ein wichtiger Punkt für Paradox war auch die Zugänglichkeit. Während das Interface gerade am Anfang wohl die meisten immer noch erschlägt, wurden clevere Features eingebaut, die neuen Spielern den Einstieg erleichtern sollen. So werden die wichtigsten anstehenden Entscheidungen und Probleme in einem Menü zusammengefasst. Weiters wurde eine umfangreiche integrierte Enzyklopädie vorgesehen die, die wichtigsten Elemente und Konzepte erklärt.

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Noch etwas unausgereift

Wie erwähnt wirken manchen Features noch etwas unausgereift. So spielen sich die verschiedenen Regierungstypen doch noch sehr ähnlich. Es gibt davon fünf Stück. Zuerst in der westlichen Welt die feudale Regierung, wobei die größte Neuerung Vasallenverträge darstellen, die Steuern und Truppenabgaben für jeden Vasallen individuell definieren.

Ansonsten gibt es noch die in der islamischen Welt vorherrschenden Clans, diese sind ähnlich zum Vorgänger hauptsächlich von der Beziehung zu den jeweiligen Vasallen abhängig. Zuletzt gibt es noch die Tribal/Stammesvölker, die relativ unabhängige Untertanen besitzen, mehr auf Ruhm als auf Geld setzen und eigentlich mehr als Vorstufe dienen, um dann später zu Clan- oder Feudalsystemen zu wechseln. Theokratie und Republik sind zum Start noch nicht spielbar und werden vermutlich per DLC nachgereicht.

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DLCs werden es wohl richten

Damit sind wir auch schon bei dem großen Streitpunkt DLCs angelangt. So gibt es beispielsweise für Crusader Kings 2 mittlerweile 15 Erweiterungen. Für Neueinsteiger, die sich diese ohne Content-Packs zulegen wollen, beträgt der Bundle-Preis 165 Euro. Bei den anderen Paradox-Titeln wie Europa Universalis 4 und Stellaris sieht das ähnlich aus. Während dieses System langjährige Weiterentwicklung und Patches garantiert, gab es erst zuletzt mit Imperator: Rome einige Kritik, da Fans das Gefühl hatten, sie würden so manches Feature immer wieder kaufen.

Auch bei CK3 wird wohl diesbezüglich etwas Unmut aufkommen. So vermisst man zum Beispiel zum Launch das Inventar, was gerade bei einem so starken Roleplay-Fokus doch schmerzt. Auch andere Features wie die Spielbarkeit von Republiken oder Nomadenstämmen und die Möglichkeit, Ritterorden und Sekten beizutreten, sind wohl nicht in 1.0 zu finden.

Paradox Interactive

Vorab-Fazit

Für Fans von Paradox wird CK3 sowieso ein Muss sein, aber auch andere Strategieenthusiasten können hier definitiv auf ihre Kosten kommen. Mit dem Vorbehalt, dass man zum Launch wohl noch nicht ganz die volle Content- und Featurevielfalt vom mehr als zehn Jahre alten und ständig weiterentwickelten Vorgänger erwarten darf, erwartet Spieler ein toller Mittelalter-Simulator, der wohl nur noch immer besser werden wird. Denn wie bei Paradox eigentlich immer wird Crusader Kings 3 komplett modbar sein, für den Vorgänger gab es neben unzähligen Quality-of-Life- und Flavor-Mods beispielsweise schon eine grandiose Game of Thrones-Mod. (Daniel Koller, 14.5.2020)