Nicht einnehmen, weil es keine Verbesserung für Covid-Kranke gibt: Neue Studien zeigen, dass sich Hypothesen über eine etwaige Wirkung bei Covid als falsch erwiesen haben.

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Von Beginn der Covid-19-Pandemie an sind immer wieder – und bis in Pressekonferenzen von US-Präsident Donald Trump hinein – potenzielle experimentelle Therapien aufgetaucht. Zwei davon, das Malariamittel Chloroquin und das Aids-Medikament Lopinavir/Ritonavir, haben laut neuesten Studien offenbar keinen positiven Effekt.

Im "New England Journal of Medicine" ("NEJM") sind jetzt zwei Studien zum Thema der experimentellen Therapien publiziert worden. Bei einer Untersuchung handelt es sich um eine Beobachtungsstudie von Joshua Geleris und Co-Autoren von der Columbia University in New York mit dem Malariamittel Hydroxychloroquin.

Hydroxychloroquin ohne Wirkung

Dabei wurden die Daten von 1.367 Covid-19-Patienten ausgewertet, die am New York Presbyterian Hospital behandelt worden waren. Messpunkt war die Häufigkeit einer notwendig gewordenen Intubation (maschinelle Beatmung) bzw. das Versterben der Betroffenen. Die mittlere Beobachtungszeit betrug 22,5 Tage. 58,9 Prozent (811 Erkrankte) bekamen Hydroxychloroquin (am ersten Tag zweimal 600 Milligramm, dann täglich zweimal 400 Milligramm). Die Behandlungszeit betrug im Mittel etwa fünf Tage.

25,1 Prozent der 1.367 Covid-19-Patienten mussten intubiert werden oder verstarben. In zwei verschiedenen statistischen Analysen zeigte sich jeweils mit einem Faktor 1 oder 1,04 für das Risiko von Intubation bzw. Versterben bei den mit Hydroxychloroquin Behandelten im Vergleich zu den damit nicht Therapierten kein Unterschied. Außerhalb von klinischen Studien sollte das Malariamittel daher nicht in der Behandlung von Covid-19-Patienten eingesetzt werden, schreiben die Wissenschafter. Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat für die Verwendung in der klinischen Praxis allerdings Ende März eine Notfallzulassung erteilt.

Lopinavir-Ritonavir hilft nicht

In der zweiten Studie im "NEJM" berichten Bin Cao und Co-Autoren (Peking) von einer Studie mit 199 Covid-19-Patienten, die per Zufallsentscheid Gruppen zugewiesen wurden, die entweder das Aids-Medikament Lopinavir-Ritonavir bekamen (99 Erkrankte) oder eine Standardtherapie erhielten. Auch in dieser Studie ergab sich kein statistisch relevanter Unterschied zwischen den beiden Gruppen.

Unter der Behandlung mit dem Kombinationsmedikament aus zwei sogenannten Protease-Hemmern starben 19,2 Prozent der Behandelten binnen 28 Tagen, ohne die Therapie waren es 25 Prozent. Die Zeit bis zu einer Verbesserung des klinischen Zustands verkürzte sich unter der Protease-Hemmer-Therapie um einen Tag. "Bei hospitalisierten Patienten mit schwerer Covid-19-Erkrankung wurde kein Vorteil mit Lopinavir/Ritonavir gegenüber einer Standardbehandlung (keine Mittel gegen die Virusinfektion selbst, Anm.) beobachtet", schreiben die Wissenschafter. (APA, 12.5.2020)