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Sind im Sommer dann wieder die Grenzen überallhin offen?

Die Frage stellen sich auch viele Politiker. Die brauchen wohl auch einen Urlaub. Also gibt es haufenweise Ideen, wie die geschlossenen Grenzen wieder aufgehen können. Einige wollen, dass die Europäische Union nach außen weiter dichtmacht und dafür innerhalb der EU wieder Reisefreiheit herrscht. Andere wollen die Grenzen nur zu jenen Ländern öffnen, in denen es fast oder gar keine Corona-Fälle mehr gibt. Natürlich steckt da auch wirtschaftliches Interesse dahinter: Österreich etwa will, dass die Grenze zu Deutschland bald wieder aufgeht. Im Nachbarland steht man da noch auf der Bremse.

Foto: Marie Jecel
Gibt es dann auch wieder Flugreisen?

Das ein oder andere Flugzeug fliegt zwar auch jetzt, aber das ist die Ausnahme – und läuft ganz anders ab als vor Corona. Am Flughafen Salzburg ist erst vor einigen Tagen wieder ein Linienflieger aus Düsseldorf gelandet – mit zwei Passagieren an Bord, obwohl es Platz für 144 Leute gab. Die Fluglinien bereiten sich jedenfalls vor: Air France will etwa bei jedem vor Flugantritt Fieber messen, das Tragen eines Mundschutzes ist sowieso selbstverständlich. Und solange noch so wenige Menschen fliegen, ist es auch leicht, sie an Bord weit auseinanderzusetzen.

Foto: Marie Jecel
Und wann sperren die Hotels bei uns wieder auf?

Also dürfen tun sie das ab Ende Mai. Wie viele Hotelbesitzer das auch wirklich tun, ist aber eine andere Frage. Viele fürchten, dass dann zu wenig Leute kommen – etwa weil die Grenzen noch geschlossen sind oder weil viele Menschen ihren Urlaub während der Krise bereits verbrauchen mussten. Außerdem gibt es die Sorge, wer überhaupt Lust auf Ferien im Ausnahmezustand hat. Und was tut man eigentlich in einer Stadt, in der es kaum Kulturprogramm gibt? Auch das wird schwierig.

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Im Fernsehen ist beim Coronavirus von einer zweiten Welle die Rede. Was bedeutet das?

Damit das Virus in Österreich nicht zu viele Menschen krank macht, sind wir ja zu Hause geblieben, die Geschäfte und Restaurants waren geschlossen. Die Zahl der Corona-Erkrankten ist momentan klein. Daher dürfen Gasthäuser demnächst wieder öffnen, der normale Schulunterricht läuft auch an. Du freust dich eh? Wenn wir wieder mehr zusammen sind, insbesondere aber wenn die Grenzen wieder geöffnet werden, kann es aber auch sein, dass wieder mehr Menschen krank werden. Trifft es viele, wird von der zweiten Welle gesprochen.

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Und droht uns die jetzt?

Dazu fragen wir einen Experten, der uns schon einmal geholfen hat: Reinhard Würzner vom Institut für Hygiene und Mikrobiologie der Medizinischen Uni Innsbruck. Der sagt: "In Österreich haben wir das Virus im Griff, und auch in vielen Ländern Europas." Dies komme durch die vielen Vorsichtsmaßnahmen. Hilfreich sei auch, dass das Virus eventuell den Sommer nicht so mag, so wie das Grippevirus. Wenn aber die Grenzen wiederaufgehen und wir Verwandte und Freunde in anderen Teilen Europas besuchen und die zu uns kommen, könne das Virus mit angesteckten Personen wieder eingeschleppt werden.

Illustration: Fatih Aydogdu
Was kann man dann machen?

Es wird dann die Feuerwehrtechnik angewendet, wie bei einem Waldbrand, erklärt der Experte. Jeder neue infizierte Mensch sei wie ein neues Glutnest. Er muss gefunden und dann isoliert werden, dass er nicht weitere ansteckt und quasi einen Flächenbrand auslöst. Auch alle seine Kontakte müssen festgestellt und auch isoliert werden. Dies wird in den nächsten Monaten laufend passieren, sagt Reinhard Würzner. Wir werden davon kaum etwas bemerken. Nur wenn es zu viele Infizierte in kurzer Zeit werden, spricht man von einer zweiten Welle – die erste haben wir ja hinter uns.

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Müssen wir dann wieder alles zusperren?

Dies wird in Zukunft eher punktuell erfolgen, sagt Würzner. Das heißt: Wenn es zu viele Infizierte in einem Ortsteil, in einer Gemeinde oder in einer Fabrik gibt, wird man dieses Gebiet für nichtnotwendige Ausgänge sperren. Würzner empfiehlt, dieses Gebiet dann für genau zwei Wochen abzuriegeln und dann alles auf einen Schlag zu öffnen. Anders als bei der ersten Abriegelung wird man also den Zeitpunkt der Wiederöffnung wissen, und jeder kann sich darauf einstellen. Schulen und Kindergärten werde man nur dann sperren, wenn es wirklich extrem viele Fälle sind. (Peter Mayr, Karin Riss, 11.5.2020)