Der neue Radweg auf der Praterstraße sorgt für Diskussionen.

Foto: APA/Pfarrhofer

Kaum war die orange Farbe auf der stadtauswärtigen Fahrbahn der Praterstraße getrocknet, gingen schon die Wogen wegen des neuen "Pop-up-Radwegs" im Zweiten hoch. Nach der mutmaßlichen Reißnägel-Streuaktion – DER STANDARD berichtete – fand Vizebürgermeisterin und Verkehrsstadträtin Birgit Hebein (Grüne) nun deutliche Worte. Sie hatte den Radweg erst vergangenen Donnerstag mit Bezirksvorsteherin Uschi Lichtenegger (ebenfalls Grüne) eröffnet.

Hebein sprach via Twitter von einem "feigen, mutmaßlich politisch motivierten Angriff mittels Reißnägeln". Es sei "nicht vertretbar", dass Radler "unverschuldet für diese Tat büßen" müssten. Sie kündigte an, dass die "grüne Radrettung" die Schäden ersetzen würde, wenn Opfer Fotos der beschädigten Reifen mittels Privatnachricht schicken. Die Polizei ermittelt wegen Sachbeschädigung durch unbekannte Täter.

Neue Projekte in Wien

Der politische Schwerpunkt auf dem Radverkehr bleibt erhalten. Wie am Dienstag bekanntgegeben wurde, starten im Sommer die Arbeiten für 30 neue Radprojekte in Wien. Darunter befinden sich Pläne für 20 "fahrradfreundliche" Straßen sowie Fahrradstraßen. Die Projekte seien zwar ohnehin geplant gewesen, würden nun aber Corona-bedingt "priorisiert".

Konkret wird etwa auf einem Abschnitt der Wagramer Straße der bestehende Radweg ausgebaut. Die Bauarbeiten sollen "in Kürze" starten. Am Tabor soll ab Oktober ein Radweg entstehen, der das Nordbahnviertel besser erschließt, und auf einem Abschnitt der Breitenfurter Straße werden beidseitige Eine-Richtung-Radwege gebaut. Auch für 2021 wird schon geplant.

Auch im Bund wird dem Radfahren mehr Bedeutung beigemessen: Der Anteil der per Fahrrad zurückgelegten Wege am Gesamtverkehr soll in fünf Jahren von rund sieben auf 13 Prozent fast verdoppelt werden. Dieses Ziel hat sich zwar auch schon die türkis-blaue Vorgängerregierung anno 2018 in ihrer Klimastrategie bis 2025 vorgenommen. Unter Türkis-Grün werden nun die finanziellen Mittel für den Radverkehr aber deutlich erhöht.

Förderungen für Städte

ÖVP und Grüne wollen diese Woche im Budgetausschuss die bestehende "Klimaaktiv mobil"-Förderung des Bundes für Radwege von 4,4 Millionen Euro auf 21,4 Millionen Euro in diesem Jahr anheben. Zudem wird laut dem grünen Klimaschutzsprecher Lukas Hammer im Klimaschutzministerium ein neuer Fördertopf in Höhe von 25 Millionen Euro für "aktive Mobilität" vereinbart, der zum Großteil ebenfalls dem Ausbau der Radinfrastruktur zugutekommen soll. In diesem Jahr sollen damit insgesamt rund 46 Millionen Euro für den Radverkehr zur Verfügung stehen – eine Verzehnfachung der bisherigen Mittel.

"Wir hoffen, dass es im nächsten Jahr noch mehr Bundesgelder werden", sagte Hammer dem STANDARD. Bei der "Klimaaktiv mobil"-Förderung konnten bisher Gemeinden bis zu 30.000 Einwohner ansuchen, der Bund förderte Radprojekte mit 30 bis 50 Prozent. Neu ist, dass dieser Fördertopf jetzt auch für größere Städte zugänglich wird. Ein Kilometer Radweg koste 120.000 bis 130.000 Euro, sagte Hammer. Da sei mit der Förderaufstockung schon einiges zu machen. Ziel sei die Attraktivierung und Sicherheit des Radverkehrs – "um jene zum Umsteigen vom Auto aufs Rad zu bewegen, die es gerne würden, aber noch nicht getan haben".

Um eine Förderung des Radwegausbaus könne auch Wien ansuchen, meinte Hammer. Dort habe man das für die Zukunft auch angedacht, heißt es aus dem Büro von Hebein. Auch für einen weiteren Vorschlag Hammers hat man dort offene Ohren: einen fixen Mindestabstand für überholende Autos einzuführen.

FPÖ sieht "Autofahrerhass"

Für Aufsehen sorgte zudem eine Aussage des Neubauer Bezirksvorstehers Markus Reiter (Grüne). Er sprach in Ö1 davon, dass man über Einfahrtsbeschränkungen für bezirksfremde Autofahrer nachdenken müsse. Die FPÖ ortete einen "neuen Gipfel des Autofahrerhasses." Die Aussagen Reiters seien im Kontext eines generellen Nachdenkens über den öffentlichen Raum zu verstehen, heißt es aus seinem Büro. Weder gebe es konkrete Pläne, noch werde der Bezirk einen Alleingang in einer solchen Frage starten. Tatsächlich um ein paar Meter in die Lindengasse hinein erweitert wird hingegen die Begegnungszone Neubaugasse. (Vanessa Gaigg, David Krutzler, 12.5.2020)