Die grüne Radrettung wird die durchlöcherten Reifen also wieder flicken, und das kostenlos. Das verspricht Wiens Vizebürgermeisterin Birgit Hebein jenen Drahteselfahrern, die sich wegen der mutmaßlichen Reißnägelattacke in der Praterstraße einen Patschen zugezogen haben. Bei Diskussionen um den Radverkehr gehen die Wogen hoch. Indem nun gemeingefährliche Aktionen gesetzt wurden, erreicht die Debatte aber eine neue negative Qualität. Woher kommt der Hass? Kann man es Menschen vorwerfen, dass sie in Zeiten von Ansteckungsangst mit dem Rad fahren, statt sich in Öffis zu zwängen?

Vizebürgermeisterin und Verkehrsstadträtin Birgit Hebein Bezirksvorsteherin Uschi Lichtenegger bei der Eröffnung der Pop-Up-Bikelane Praterstraße.
Foto: APA/HERBERT PFARRHOFER

Im Gegenteil, lautet die Antwort. Es ist die dieser Tage so oft eingemahnte Selbstverantwortung, die Menschen dabei an den Tag legen. Das Ansteckungsrisiko durch Corona soll kleingehalten werden, und die Politik hat Maßnahmen zu setzen, um ein zielführendes Verhalten zu fördern.

Der Zeitpunkt für die Errichtung des Pop-up-Radwegs war daher genau richtig, und der Vorwurf, die Grünen betreiben Politik für Stammwähler im Vorwahlkampf, hält nicht stand. Es ist nämlich mehr als Klientelpolitik, wenn man vernünftige, zukunftsweisende Entscheidungen trifft.

Die Autofahrerlobby wird sich daran gewöhnen müssen. Denn ein verstärkter Radverkehr im urbanen Raum ist auch abseits von Virenbekämpfung die Zukunft. Das sollten alle längst verstanden haben. Wie sonst soll je der CO2-Ausstoß in den Städten eingedämmt werden?(Rosa Winkler-Hermaden, 12.5.2020)