Helikoptergeld ist keine Erfindung des Handelsverbands. Auch in der Geldpolitik wird immer wieder über Geldgeschenke nachgedacht.

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Seit der Rekordarbeitslosigkeit von Mitte April hat sich der österreichische Jobmarkt etwas stabilisiert. Mit Stichtag Montag waren insgesamt 549.662 Personen arbeitslos oder in Schulung: um 198.000 mehr als im Vorjahr, aber um rund 39.000 weniger als noch Mitte April. Allerdings variiert das Bild am Arbeitsmarkt von Branche zu Branche, wie Arbeitsministerin Christine Aschbacher (ÖVP) am Dienstag mitteilte.

Besonders betroffen ist der Tourismus mit rund 112.000 Arbeitslosen. Im Bau hingegen ging die Zahl der Arbeitslosen zuletzt deutlich zurück auf 31.000 Jobsuchende – Ende März waren es noch 56.000. Sorgenkind der Arbeitsmarktpolitik ist der Handel, wo trotz Öffnung mit 11. Mai noch immer 67.500 Menschen ohne Job waren. Im April waren im Handel laut Arbeitsmarktservice etwas weniger als 70.000 arbeitslos.

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Wo es hakt

Was ist da los? Schließlich liegen die ersten Schritte der Öffnung des Handels schon fast einen Monat zurück. Seit 1. Mai sind die Geschäfte wieder ganz geöffnet. Allerdings unter strengen Abstands- und Hygienevorschriften. Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbands, erklärt die Entwicklung der Arbeitslosigkeit im Handel so: "Während am Bau die Baustellen stillstanden, nach der Krise aber weitergebaut wird, spürt der Handel die weiterhin trübe Konsumlaune."

Eine vom Handelsverband beauftragte Umfrage unter österreichischen Konsumenten zeigt: Zwölf Prozent der Respondenten beschränken sich in der Krise darauf, lebensnotwendige Güter zu kaufen. Insgesamt ein Drittel der Befragten gab an, die Ausgaben während der Krise deutlich zu reduzieren.

Übertragen auf den Arbeitsmarkt heißt das: Es kommt in der Branche zu wenig Geld herein, um groß Personal einzustellen. Kurzarbeit – die Maßnahme wurde für 1,3 Millionen Arbeitsplätze beantragt – und Arbeitslosigkeit sorgen dafür, dass die Menschen weniger ausgeben, weshalb wiederum keine Mitarbeiter eingestellt werden: ein Teufelskreis. Drei Prozent der kleinen und mittleren Mitglieder des Handelsverbands sperren zu. 21 Prozent geben an, dass die Liquidität nur noch für rund 30 Tage reicht, referiert Will. Auch dass bald das Urlaubsgeld für die Mitarbeiter fällig wird, stelle viele Handelsbetriebe vor Probleme.

Helikoptergeld

Optimistisch stimmt Will die am Freitag bevorstehende Öffnung der Gasthäuser. Die Gastronomie generiere auch Umsätze für Geschäfte, erklärt der Interessenvertreter. Das gelte auch für den Tourismus. Allerdings wünscht sich Will von der Regierung zielgerichtete Maßnahmen, um den Konsum zu stützen. Nämlich die Ausgabe von Schecks im Wert von mindestens 500 Euro an Personen mit Hauptwohnsitz in Österreich. Geld zu verschenken würde die Kaufkraft stärken, schrieb der Handelsverband am Dienstag in einer Aussendung.

Je nachdem, wer das Helikoptergeld bezieht, kostet die Maßnahme zwischen einer und vier Milliarden. Empfänger sollten in jedem Fall alle Personen mit einem Jahreseinkommen von unter 11.000 Euro sein, fordert Will, der sich gleichzeitig wüscht, "dass die Regierung die bereits paktierte Steuerreform vorzieht". Das würde Einkommen entlasten und den Konsum antreiben.

Das Gutscheinkonzept des Verbands sieht vor, dass möglichst jede Person mit Hauptwohnsitz in Österreich einen sogenannten Österreich-Scheck erhält, der bei allen Unternehmen mit Betriebsstätte in Österreich innerhalb eines Jahres eingelöst werden kann. Der Gutschein soll sowohl stationär als auch online gelten. Er würde aber nicht nur für in Österreich hergestellte Produkte gelten – das sei kein sinnvolles Kriterium, weil die Bestandteile vieler Produkte in aller Welt hergestellt werden.

Nicht neu

Die Forderung nach einem Konsumgutschein ist nicht neu. Wie DER STANDARD berichtete, wurden in Regierungskreisen auch flächendeckende Konsumgutscheine für die österreichische Hotellerie angedacht, aber bald als zu teuer verworfen. (Aloysius Widmann, 13.5.2020)