Obwohl im Corona-Paket für die Gastronomie verankert, wird der Entfall der Schaumweinsteuer vor allem Sekterzeugern helfen.
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Die seit Jahren geforderte Abschaffung der Schaumweinsteuer ist nun Realität, als Teil des Corona-Hilfspakets für die Gastronomie wird sie eingestampft. Wohl werden davon auch Gastwirte profitieren, die eigentliche Zielgruppe der Entlastung dürften jedoch eher Österreichs Sekterzeuger und deren Zulieferer sein. Sie beklagten einen Wettbewerbsnachteil gegenüber den zumeist aus italienischer Erzeugung stammenden Konkurrenzprodukten Prosecco und Frizzante, die der Steuer nicht unterlagen. Dieser fällt nun weg.

Doch statt überschäumend, fällt die Freude darüber nur verhalten aus – zu tief sind die Spuren der Corona-Krise angesichts geschlossener Gastronomie und des Wegfalls von Veranstaltungen. Denn mehr als die Hälfte des insgesamt in Österreich konsumierten Sekts wird laut Josef Glatt, Direktor des österreichischen Weinbauverbands, üblicherweise auswärts getrunken: "Schaumwein ist ein klassisches Getränk für Veranstaltungen und Events", sagt er, "das ist uns drei Monate völlig durch die Lappen gegangen."

Italienische Konkurrenz

Da auch der Ausblick auf den Sommer wegen weiterhin bestehender Einschränkungen bei Gastronomie, Tourismus und Veranstaltungen verhalten bleibt, hofft Glatt auf Verdrängungseffekte von Prosecco und Frizzante, um das Minus etwas abfedern. Denn besonders im niedrigpreisigen Segment stellte die Schaumweinsteuer von effektiv 90 Cent je Flasche bisher einen Wettbewerbsnachteil für Sekt dar, da die meist aus Italien stammenden Konkurrenzprodukte wegen des geringeren Flaschendrucks davon bereits befreit waren.

Nach der Wiedereinführung der Schaumweinsteuer im Jahr 2014 ist der Absatz an heimischem Sekt deutlich zurückgegangen, sodass er am Schaumweinmarkt laut Dagmar Gross von der Branchenvertretung Sektkomitee nur noch auf einen Anteil von etwa 30 Prozent kommt. Daher sieht sie im Entfall der Steuer – genau genommen wurde diese aus europarechtlichen Gründen nicht abgeschafft, sondern auf null gesetzt – "ausgleichende Gerechtigkeit" und erwartet nun einen Umkehreffekt. Mittelfristig soll der Marktanteil von österreichischem Sekt wieder auf 50 Prozent steigen und vor allem in der Gastronomie deutlich stärker werden.

"Alle profitieren davon", sagt Gross über die gestrichene Steuer. Ihr zufolge schaffte die heimische Sektwirtschaft schon bisher eine jährliche Wertschöpfung von 55 Millionen Euro, was 1.500 Arbeitsplätze sichere. Denn von der erwarteten Verschiebung hin zu heimischem Sekt würden nicht nur die etwa 200 Erzeuger gestärkt, sondern die gesamte Weinwirtschaft inklusive jener Winzer, die den Grundwein zur Sektherstellung beisteuern. Somit sollte auch der Fiskus durch höhere, andere Einnahmen den Wegfall der Schaumweinsteuer teilweise kompensieren können. Zumal diese als Bagatellsteuer im Vorjahr 2019 ohnedies nur 24 Millionen Euro einspielte. Die Verlierer der Maßnahme sind also in Italiens Weinwirtschaft zu suchen.

Gut für Gastronomie

Auch Johannes Kattus von der gleichnamigen Wiener Sektkellerei sieht vor allem die Erzeuger als Hauptprofiteure der gestrichenen Steuer. Aber auch der Gastronomie würde es helfen, indem diese nun Sekt zu demselben Preis anbieten, aber günstiger beschaffen könne – also pro Gläschen künftig mehr Gewinnspanne beim Wirt hängen bleibt.

Wegen der unsicheren Aussichten blickt Kattus mit einem Gefühl zwischen Hoffen und Bangen in die Zukunft. Einerseits mache die Aussicht auf Normalisierung im weiteren Jahresverlauf Mut – er hofft, "dass die Leute auch wieder mehr Grund haben werden zu feiern". Ein Vorteil sei, dass der Totalwegfall der Gastronomie in eine für Sekterzeuger umsatzschwache Zeit gefallen sei. Wenn so etwas im Weihnachtsgeschäft passiere – womöglich durch eine zweite Welle an Corona-Fällen –, wäre dies "eine Katastrophe". Aber nicht nur für Sekterzeuger. (Alexander Hahn, 13.5.2020)