Der ehemalige Strafrichter und Präsident des Tiroler Fußballverbandes soll die Ischgl-Kommission leiten.

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Nach fast genau 37 Jahren im Richterdienst trat Josef "Sepp" Geisler mit 1. Jänner 2020 seinen Ruhestand an. Doch wirklich zur Ruhe kommt der in Tirol recht bekannte Strafrichter nicht. Derzeit ist er als Wunschkandidat von ÖVP, Grünen und SPÖ für den Vorsitz der Ischgl-Untersuchungskommission in den Schlagzeilen. Geisler soll zusammen mit dem Schweizer Krisenmanager Bruno Hersche ein Team aussuchen, das die Ereignisse im Zuge der Corona-Krise im Auftrag des Tiroler Landtages aufarbeitet.

Kritiker und die restlichen Oppositionsparteien FPÖ, Liste Fritz und Neos halten den Zillertaler für die falsche Wahl. Denn er hat eine gewisse Nähe zur Landes-VP von Günther Platter. Geisler war bei der Landtagswahl 2018 sogar Mitglied im Personenkomitee des Landeshauptmannes. Das ist kein Geheimnis und war bekannt. Als die gesammelte Tiroler Opposition den Strafrichter vor einem Jahr unbedingt als Vorsitzenden des U-Ausschusses bezüglich der Tiroler Sozialen Dienste (TSD) wollte, die schwarz-grüne Koalition ihn aber ablehnte, war die Empörung groß. Heute verhält es sich genau umgekehrt.

Fußballfan und Sturschädel

Über die Privatperson Geisler ist wenig bekannt. Er lebt allein in der Nähe des Tivoli-Stadions in Innsbruck. Denn Fußball ist seine große Leidenschaft. Seit 2008 fungiert er als Präsident des Tiroler Fußballverbandes. Dort gilt er Mitstreitern als "sehr fair, aber auch sehr stur". Geisler sei als Richter gewohnt, sich nichts sagen zu lassen. Egal von wem. Bisweilen sorge das in Fußballerkreisen für Unmut, ist zu hören.

Diese Sturheit brachte ihm dereinst auch den wenig schmeichelhaften Titel einer Fußballplattform ein: "Pfosten der Woche". Geisler hatte sich damals über die Bestellung Marcel Kollers zum Teamchef der Österreicher mokiert. Als FC-Wacker-Fan gilt er übrigens nur bedingt. Zuletzt habe er sich auffallend oft im Glanz des einzigen Tiroler Erstligisten Wattens gesonnt. "Bei Wacker tat er das so nie", wird in Innsbruck erzählt.

Als Drogenrichter war er berüchtigt, aber stets fair und mit Augenmaß urteilend, sagen Juristenkollegen. Markenzeichen Geislers waren seine pointierten Sprüche, mit denen er im Gerichtssaal aufhorchen ließ. Zu seinem Namensvetter, VP-Vize-Landeshauptmann und Sportlandesrat Josef Geisler, ebenfalls Zillertaler, besteht übrigens kein Verwandtschaftsverhältnis. Allerdings gelten die beiden als enge Freunde, die sich regelmäßig – nicht nur, aber vor allem – über Fußball austauschen. (Steffen Arora, 12.5.2020)