Es kommt natürlich wie immer darauf an, wie man misst. Aber gemeinhin gilt der Mauna Loa auf Hawaii nicht nur als der flächengrößte aktive Vulkan der Erde, sondern mit insgesamt rund 9.200 Metern Gesamthöhe (also rund 5.000 Metern Unterwasserhöhe samt 4.170 Metern über dem Meeresspiegel) als der höchste Berg unseres Planeten. Eine Studie aus dem Jahr 2013 schätzt das Volumen des Mauna Loa auf 83.000 Kubikkilometer Vulkangestein.

Diesen Rekord als flächengrößter und voluminösester Vulkan machte dem Mauna Loa vor einigen Jahren das submarine Tamu-Massiv im Pazifik bei Japan streitig – mit einer gewaltigen Fläche von 650 mal 450 Kilometern und fast sieben Millionen Kubikkilometern Gestein. Doch heute geht man davon aus, dass sich dieses etwa vier Kilometer hohe Massiv nicht über einer einzigen Magmaquelle gebildet hat. Das Tamu-Massiv ist damit also kein Schildvulkan wie der Mauna Loa, dessen schildartige Form durch den Austritt dünnflüssiger Lava zustande kommt.

"Schildkröten, die zum Luftholen auftauchen"

Doch nun hat der Mauna Loa tatsächlich übermächtige Konkurrenz bekommen, noch dazu in unmittelbarer Nähe – und auch wenn die beiden über dem Meeresspiegel befindlichen Spitzen des gewaltigen Vulkans mickriger kaum sein könnten. Es handelt sich um die sogenannten Gardner Pinnacles etwa 1.100 Kilometer nordwestlich von Honolulu, die nicht einmal hundert Meter hoch und gerade einmal 0,024 Quadratkilometer groß sind. (Für unsere zahlreichen Fans der Umrechnung in leichter vorstellbare Größen: Das entspricht der Fläche von 3,36 Fußballfeldern.)

Die Spitzen eines Eisbergs, ähm ... Riesenvulkans: Die Gardner Pinnacles sind winzige Inselchen nordwestlich von Hawaii.
Foto: NOAA

Hawaiianisch werden die beiden Inselchen "Pūhāhonu" genannt, was im Deutschen so viel wie "Schildkröten, die zum Luftholen auftauchen" bedeutet. Diese beiden mit Guano bedeckten Eilande bilden freilich nur den Gipfel des darunter liegenden größten bekannten Schildvulkans unseres Planeten, wie neue Untersuchungen im Fachblatt "Earth and Planetary Science Letters" zeigen.

Die Lage der Gardner Pinnacles, ziemlich genau im Zentrum der Karte.
Karte: United States Geological Survey (USGS)

Pūhāhonu erhebt sich zwar bloß 4.500 Meter vom Meeresboden. Aber das macht nur ein Drittel seines Volumens aus. Pūhāhonu ist nämlich so schwer, dass er die Erdkruste in der Nähe – und damit den Vulkan selbst – über Millionen von Jahren um hunderte Meter absinken ließ.

Größer und heißer als Mauna Loa

Der Rest des Vulkans ist mithin unter einem riesigen Ring aus Trümmern, zerbrochenen Korallen und anderem Material begraben, das vom Gipfel erodiert ist, schreiben die Forscher um Michael Garcia von der University of Hawaii in Honolulu. Laut ihren Berechnungen enthalten die "Schildkröten die zum Luftholen auftauchen" unter Wasser und unter dem Meeresboden insgesamt etwa 150.000 Kubikkilometer Vulkangestein – also fast doppelt so viel wie der Mauna Loa.

Damit nicht genug, macht Pūhāhonu dem sehr viel berühmteren Vulkan auf Hawaii noch einen weitere Superlativ streitig. Der neue größte Schildvulkan des Planeten enthält nämlich auch noch eine Rekordmenge des Minerals Forsterit und dürfte deshalb die heißeste Lava aller Vulkane der Erdneuzeit (also der letzten 66 Millionen Jahre) besessen haben. Der größte bekannte Schildvulkan der Erde ist damit auch der heißeste. (Klaus Taschwer, 14.5.2020)