Gesundheitsminister Rudolf Anschober versucht, Parteikollegin Ulrike Lunacek (beide Grüne) aus der Schusslinie zu bringen.

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Wien – Die Kritik an Kulturstaatssekretärin Ulrike Lunacek (Grüne) reißt nicht ab. Nachdem in den vergangenen Tagen vor allem von den Kulturschaffenden das Krisenmanagement bemängelt wurde, kommt nun auch Kritik aus der Opposition, die NEOS forderten am Mittwoch einen Rücktritt Lunaceks. Auch die FPÖ stimmt in die Kritik ein. "Frau Lunacek, Ihr Rücktritt ist fällig – und zwar sofort!", forderte Parteichef Norbert Hofer am Donnerstag.

Lunacek habe als Spitzenkandidatin maßgeblich dafür gesorgt, dass die Grünen 2018 aus dem Parlament geflogen seien. "Nun arbeitet sie mit allen Kräften daran, dass die Grünen auch aus der Regierung fliegen", so Hofer. Er könne nicht verstehen, was Grünen-Chef Werner Kogler geritten habe, die wohl erfolgloseste Politikerin in der Geschichte der Grünen zur Kulturstaatssekretärin zu machen.

"Wir sind genauso zuständig"

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) gab indes seiner Parteikollegin am Donnerstag Rückendeckung. "Nicht nur sie ist zuständig für den Bereich Kultur und dessen Öffnungsstrategie, sondern wir sind genauso zuständig, es ist auch unsere Verantwortung", sagte Anschober bei einer Pressekonferenz. Er betonte außerdem, dass an weiteren Schritten gemeinsam gearbeitet werde.

Dass es "aus bestimmten Bereichen Ungeduld gibt", verstehe er, "die wird auch noch dauern". Allerdings verwies er auf die ersten Öffnungsschritte im Kulturbereich, die ab Freitag gelten. Weitere "müssen und werden folgen". "Wie zeitnah und in welcher Größenordnung" werde derzeit ausgearbeitet. Denn der Kulturbetrieb ist "ein sehr vielschichtiger", sagte der Gesundheitsminister und verwies beispielsweise darauf, dass es bei den Cluster-Auswertungen der Infektionsketten auch einen Chor gegeben hat.

Sitzendes Publikum leichter

Gefragt wurde Anschober auch nach den Salzburger Festspielen, über deren Ausrichtung noch nicht entschieden wurde. Im weiteren Plan "spielen die Bereiche eine Rolle, die überschaubar sind", bei einem sitzenden Publikum könne etwa eine "Struktur des Abstandes leichter geschaffen werden als etwa bei einem Konzert". Seien klare Strukturen und ein klares Konzept vorhanden, "könnten erste Schritte relativ bald stattfinden", sagte der Gesundheitsminister, ohne weitere Vertiefung. Er könne "kein Datum im Detail" nennen.

"Wir sind dran, dass es gute Umsetzungsmöglichkeiten gibt", bekräftigte Anschober. "Die Staatssekretärin ist die erste, die dafür kämpft, dass es schnell Modelle geben kann", meinte der Minister. Klar sei jedoch, dass für den Kulturbereich wie auch für alle anderen Bereiche Sicherheit und Gesundheitsschutz zuerst gelten. Denn "die Gesundheit der Bevölkerung ist kein Experimentierfeld". Ungeduld "in manchen Bereichen" könne er nachvollziehen, er ersuche aber um Verständnis, man müsse "ganz bewusst Schritt für Schritt vorgehen. Alles gemeinsam öffnen würde nicht gehen", betonte der Gesundheitsminister. (APA, red, 14.5.2020)